Header "Aktuelles"

'

Regionalbischof in Martfeld

Nachricht Martfeld, 28. Januar 2010
Landessuperintendent Dr. Burghard Krause
Landessuperintendent Dr. Burghard Krause (links) diskutierte angeregt mit den Zuhörern in der Martfelder Kirche über Visionen von Gerechtigkeit. Der Vortrag war Auftakt der Winterseminarreihe, die unter anderem Pastor Horst Wortmann (2. von links stehend) organisiert hat. Foto: Gunnar Schulz-Achelis

„Ohne Visionen verkommt das Volk“ zitierte Landessuperintendent Dr. Burghard Krause das biblische Buch der Sprüche zu Beginn seines Vortrages über „Visionen von einer gerechten Welt“ am Mittwoch in der Martfelder Kirche vor 60 Zuhörern.

Der evangelische Regionalbischof des Sprengels Osnabrück sprach unter dem Motto „Die Welt, in der wir leben können“ zum Auftakt der traditionellen Winterseminarreihe der evangelischen Kirchengemeinden Martfeld und Schwarme und der Volkshochschulen im Landkreis und in Schwarme/Martfeld. In der vierteiligen Vortragsreihe geht es um die Bedeutung des Geldes.

Krause entfaltete den Begriff „Gerechtigkeit“ in der Bibel und wurde zuletzt sehr konkret und politisch, wenn er für eine Ethik der Börse, eine Beteiligungs- und Befähigungsgerechtigkeit und Nachhaltigkeit in einer kontrollierten, weltweiten sozialen Marktwirtschaft plädierte, die um eine ökologische Komponente erweitert sei.

Visionäre müssten nicht, wie Helmut Schmidt einmal meinte, zum Arzt gehen. Ressourcen seien nicht unwichtig, könnten aber nicht ein Bild für die Zukunft der Welt ersetzen. Visionen „weiten den Blick und ziehen uns nach vorn“, so Krause. Er erinnerte an den Bürgerrechtler Martin Luther King und bezeichnete auch den jetzigen US-Präsidenten Barack Obama als Visionär.

Gerechtigkeit, wie sie die Göttin „Iustitia“ mit ihren verbundenen Augen repräsentiere, sei ausgewogen ohne Ansehen der Person. In der Bibel sei Gerechtigkeit Ausdruck der intakten Gemeinschaft zwischen Gott und seinem Volk. Das alte Israel habe die Befreiung von der Unterdrückung und Sklaverei in Ägypten erfahren und damit Gott als leidenschaftlichen Kämpfer für gerechte Lebensverhältnisse seines Volkes. Daraus ergäben sich eine Fülle von Regeln im Umgang mit Fremden, Schuldnern und Armen im Alten Testament. Die Visionen der Propheten duldeten keine Neutralität, der Bedürftige werde zum Maßstab allen Handelns. Gerechtigkeit sei immer eng mit Barmherzigkeit gepaart. Jesu Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, die trotz unterschiedlichen Arbeitsbeginns alle den selben Lohn wie der am längsten Arbeitende erhielten, zeige, dass „einige mehr Güte brauchen, als sie verdienen“. Biblische Gerechtigkeit schaue ohne Augenbinde hin, „wo und warum Menschen unter die Ränder kommen“, sei parteiliche Option für die Armen, so Krause weiter.

So gelte es heute und hierzulande die Vererbung von Armut durch die Förderung von Bildung zu bekämpfen. Die Ressourcenverschwendung der reiche Länder führe in den armen zu ökologischen Katastrophen. „Wir Reichen müssen umkehren“ .

Gastgeber Pastor Horst Wortmann bezeichnete den Vortrag als „interessant, packend und nachvollziehbar“ und ermunterte zu einer Diskussion. Eine Frage bezog sich auf „das Überleben des Fittesten“, den Sozialdarwinismus. Krause meinte, ob künftig weiter die Starken und Reichen weniger und immer wohlhabender würden, entscheide sich auch daran, „wen wir wählen in diesem Land“. Auf die Frage, wie Gott das Erdbeben in Haiti zulassen könne, meinte Krause: Es gebe keine Antwort, die dass Denken befriedige und die Frage sei „ein Stachel in meinem Glauben“. Der heruntergekommene Gott erkläre nicht das Leiden, sei aber gerade im Leiden dicht bei den Menschen. Bei der Frage nach – durch Konfirmanden befürchteten – Arbeitslosigkeit, sagte Krause: Nach dem letzen Weltkrieg sei es immer nur aufwärts gegangen und so seien die Kinder aufgewachsen. Gemeinden müssten helfen Kategorien zu entwickeln, nach denen das Leben auch sinnvoll sein könne, wenn es sich nicht so entfalte, wie man sich das gedacht habe.

Die Reihe wird fortgesetzt am nächsten Mittwoch, 3. Februar, 20 Uhr mit einem Vortrag unter dem Moto „Geld regiert die Welt. Wer regiert das Geld?“, den Gerda Egbers von der evangelischen Fachstelle für Arbeit, Wirtschaft und Gesellschaft aus Hannover hält an Stelle von dem erkrankten Professor Rudolf Hickel. Am 10. Februar folgt Prof. Gerhard Wegner mit: „Das christliche Menschenbild und die Eigenverantwortlichkeit“. Die Reihe beschließt am 17. Februar Michael Klatt, Leiter der Arbeitsstelle „Kirche in der Arbeitswelt“, mit : „Die Krise als Chance für eine nachhaltige Entwicklung“

Gunnar Schulz-Achelis