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Brasilienwoche eröffnet

Nachricht Syke, 21. September 2010
Pastor Geraldo Grützmann
Der brasilianischen Pastor Geraldo Grützmann griff zwischen seinen Referatsteilen auch zur Gitarre und sang mit den Brasilienfreunden. Foto: Gunnar Schulz-Achelis

„Noch heute läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken“ sagte Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder zur Eröffnung der Brasilienwoche im Kirchenkreis als er sich an einen Partnerschaftsbesuch aus Südafrika in seinem Konfirmandenunterricht erinnerte. Da wurde gesungen und getanzt – mit Konfirmanden! „Partnerschaft regt an zu Fragen und sucht Übertragungen in die Lebenswelt. Sie stellt unser eigenes Selbstverständnis in Frage“ meinte der leitende Geistliche am Montag im Syker Gemeindehaus zum Auftakt von drei Vortragsveranstaltungen in einer Woche.

Für den ersten Abend hatte der „Arbeitskreis Brasilien“ über latein- und südamerikanischen „Befreiungs-Theologie“ den brasilianischen Pastor Geraldo Grützmann, zurzeit ökumenischer Mitarbeiter in Breklum (Nordfriesland), eingeladen. Er zitiert einen führenden Theologen dieser Richtung mit den Worten: „Die Befreiungstheologie ist geboren aus der Hochzeit der Kirche mit den Armen“. Hielten die Kirchen bis in die 50er Jahren hinein eher zur Oberschicht und später zur Militärdiktatur in Brasilien, so erschütterte katholische Priestster und auch evangelische Theologen, dass Armut und Unterdrückung weiter zunahmen. Sie entschieden: „Wir wollen eine Kirche für die Armen sein“ und es entstanden ungefähr 1000.000 Basisgemeinden in ganz Lateinamerika. Die einfachen Menschen spürten, dass viele Geschichten der Bibel ihrem Leben sehr ähnlich sind, wie der Exodus der Kinder Israel aus Ägypten oder der Lobgesang der Maria „Gott stößt die Mächtigen vom Thron und erhebt die Niedrigen“. Ihre Theologie entstand aus dem gemeinsamen Leben, dann weitererzählen und schließlich dem Aufschreiben  – wie in der Bibel. Die Menschen lasen und lesen die Bibel nach der Methode „sehen – beurteilen – handeln“.

Und Grützmann ließ seine 27 Zuhörer dies auch gleich mit der Jesus-Geschichte, in der er nach der Steuer gefragt wird, in Kleingruppen praktizieren. Landlose in Brasilien würden den Satz „gebt Gott, was Gottes ist“ so verstehen, dass das Land Gott gehört und er es allen Menschen gegeben hat (und nicht nur einigen Großgrundbesitzern), so Grützmann.

Nach dem aktuellen Stand der Befreuungstheologie gefragt, meinte der Referent, dass der „Feind“ nicht mehr so klar sei im Zeitalter der Globalisierung. Man denke jetzt in verschiedene Richtungen, auch vermehrt schöpfungstheologisch über mehr Umweltschutz nach.  Die Befreiungstheologie habe auch viele ökumenische Lieder in den Texten beeinflusst, so Grützmann abschließend, der seinen Vortrag durch gemeinsames Singen unterbrach. Zusätzlich für Schwung sorgte die Asendorfer Gitarrengruppen um das frühere Delegationsmitglied Theresa Stelter-Diprose.

Über ein Sozialprojekt berichteten Walter und Ehefrau Karin Rosenbaum am Mittwoch, 22. September ab 20 Uhr im Gemeindezentrum Dünsen bei Harpstedt. 1984 bis 1998 wirkte der gebürtige deutsche Pastor Walter Rosenbaum in der evangelischen Stadtteilgemeinde Villa Campo Grande in der Großstadt Sao Paulo.

Am letzten Abend, am Freitag, 24. September um 20 Uhr im Asendorfer Gemeindehaus berichte Pastor Frank Tiss über die Zeit, in der er mit Kulina-Indianern im Amazonas zusammengelebt hat. Der beurlaubte Pastor aus Celle war mit seiner Frau, die Ärztin ist, bei dieser bedrohten Bevölkerungsgruppe Brasiliens. So hat er eine Grammatik ihrer Sprache entwickelt und aufgeschrieben, um diese vom Aussterben bedrohte Sprache der Nachwelt zu sichern.

Gunnar Schulz-Achelis