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Sondertagung Kirchenkreistag

Nachricht Syke, 19. Juli 2012
Knut Laemmerhirt
Unter Leitung von Knut Laemmerhirt (links) beschloss der Kirchenkreistag am Mittwoch in Syke die Finanzierung des Kirchenamtes in Sulingen. Foto: Gunnar Schulz-Achelis

Der Kirchenkreistag des evangelischen Kirchenkreises Syke-Hoya hat den Bau des Kirchenamtes in Sulingen trotz erhöhter Kosten beschlossen – wie auch zeitgleich der Kirchenkreistag Grafschaft Diepholz. Bei seiner Sondertagung am Mittwoch 18.07.2012, in Syke gab Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder zunächst einen Überblick über den Werdegang des großen Bauvorhabens in Sulingen und begründete die Mehrkosten. Nach einer Reihe von Rückfragen und ihrer Beantwortung wurde dann aber der Finanzierungsplan mit großer Mehrheit bei zwei Gegenstimmen und 9 Enthaltungen beschlossen.

Vor einem Jahr hatte Wilhelm Pörtner vom Architekturbüro Ahrens und Pörtner aus Hilter dem Kirchenkreistag den Vorentwurf für das Verwaltungsgebäude an der Südstraße in Sulingen vorgestellt. Damals schätzte man die Kosten auf 2.647.000 Euro, wobei klar war, dass einige Bestandteile der Baukosten darin noch nicht enthalten waren. Der aktuelle Finanzierungsplan umfasst jetzt rund 3.050.000 Euro. Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder begründet die über 400.000 Euro Mehrkosten. So habe man sich mittlerweile für eine ökologisch sinnvolle Erdwärme-Heizung entschieden, die mit über 50.000 Euro zu Buche schlage. „Das wird sich auf die Dauer amortisieren“, meinte der leitende Geistliche. Nach der Besichtigung von anderen, neuen Kirchenämtern seien zum Beispiel auch Veränderungen bei der Beleuchtung mit aufgenommen worden. Eine Fahrregalanlage im Keller für das Archiv oder einige Teile der EDV-Ausstattung seien dazu gekommen. Vor allem aber befände man sich zurzeit in einer Hochphase der Baukonjunktur. Einige der aufgeforderten Firmen hätten kein Angebot abgegeben, weil sie zu voll mit Aufträgen seien. Das Günstigste habe die Sulinger Firma Gerdes und Landwehr abgegeben.

Die Landeskirche beteiligt sich mit 30 Prozent auch an dem neuen Finanzierungsplan, gibt aber nicht – wie ursprünglich erhofft – 35 Prozent. Neben einem Beitrag aus der Wirtschaftsförderung sollen nun die beiden Kirchenkreise Grafschaft Diepholz und Syke-Hoya jeweils zur Hälfte den Fehlbetrag übernehmen, nämlich jeweils rund 970.000 Euro – über 100.000 Euro mehr, als ursprünglich kalkuliert. Der Kirchenkreis Syke-Hoya könne dies – ohne die Gemeinden zu belasten –aus angesparten Rücklagen des Kirchenkreisamtes finanzieren.

Allerdings seien in den Kosten noch nicht Teile des EDV- und Telefonsystems und die Büroausstattung enthalten. Besonders bei der EDV erhofft man sich nach Worten von Kirchenkreisamtleiter Marc-Tell Schimke noch Preissenkungen, wenn man etwas zuwartet.

Schröder nannte noch einige Zahlen des neuen Kirchenamtes. Hier werden zukünftig 49 Kirchengemeinden mit insgesamt 132.000 evangelischen Gemeindegliedern, sowie 20 Kindertagesstätten, 6 Diakonie-Sozialstationen und 48 kirchliche Friedhöfe von der Verwaltung unterstützt und begleitet. Ebenso wird das Kirchenamt für fast 950 Mitarbeitenden die Personalverwaltung einschließlich Gehaltszahlungen wahrnehmen. Zum Ziel der Zusammenlegung der beiden bisherigen Kirchenkreisämter in Syke und Diepholz meinte Schröder: „Wir brauchten eine professionelle Verwaltungsleistung: Durch das neue Amt können wir eine ganz Menge Fachkompetenz bündeln und müssen dafür eine bestimmte Größe vorhalten.“ So könne beispielsweise in einem größeren Amt besser die Vertretung geregelt werden.

Eine Reihe von Rückfragen beantworteten Schröder und Schimke: Der Grundstücksankauf und Abriss der bisherigen Gebäude dort wurde durch die Landeskirche zusätzlich finanziert und ist nicht Teil des vorliegenden Finanzierungsplanes. Zu den noch nicht kalkulierten Ausstattungskosten meinte Schimke: „Ich bin zuversichtlich, dass wir das finanzieren können aus Rücklagen des Kirchenkreisamtes.“

Günther Knief aus Leeste kritisierte, dass bis zu 269.000 Euro aus der Personalkostenrücklage des Kirchenkreisamtes für den Bau verwendet werden sollen. „Ich finde das sehr bedenklich“. Schimke erwiderte, dass man die ursprüngliche Gesamt-Rücklage des Kirchenkreisamtes vor Jahren auffächern musste und so seien Teile mit unterschiedlichen Überschriften versehen worden. Die Landeskirche finde die Finanzierung des Kirchenkreisanteils aus den Kirchenkreisamts-Rücklagen „Neubau“ mit fast 597.000 Euro, „Inventar“ mit über 104.000 Euro und „Personal“ mit maximal 269.000 Euro „in Ordnung“.

Zu der Frage nach Einsparungen durch das neue, gemeinsame Kirchenamt meinte Schimke, es gehe vor allem um Know how durch eine bestimmte Größe. Synergieeffekte brächten nur 4 bis 8 Prozent.

Zur Frage nach der Nachnutzung des Kirchenkreisamts-Gebäudes in Syke meinte Schröder, hier könne ein „Haus der Kirche“ entstehen, dass das Diakonische Werk und weitere Kirchenkreisdienste beherberge.

Von der letzten Landesynode berichte Pastor Albert Gerling-Jacobi aus Weyhe. In der Hannoverschen Landeskirche werde überlegt, den Konföderationsvertrag mit den anderen vier niedersächsischen evangelischen Kirche zu kündigen, „um ein Zeichen zu setzen“. Die große Hannoversche Landeskirche strebt seit Jahren eine gemeinsame evangelische Kirche in Niedersachsen an, „um mit einer Stimme zu sprechen“. „Die anderen haben natürlich Angst, dass die große Landeskirche Hannover die kleinen schluckt“. Auf Dauer könne man aber Vieles für die kleinen nicht finanzieren. Im Rahmen einer Gratwanderung wolle man aber gleichzeitig im Gespräch bleiben mit den vier kleineren Kirchen Braunschweig, Oldenburg, Schaumburg-Lippe und der reformierten Kirche in Nordwestdeutschland.

Weil zu wenig junge Menschen Theologie studieren, werde in 10 Jahren jede fünfte Pfarrstelle dauerhaft unbesetzt sein, 2030 jede zweite. Auch bei Diakonen und Kirchenmusikern werden etliche Leute fehlen in absehbarer Zeit. Man solle mehr die schönen Seiten kirchlicher Berufe betonen, forderte Gerling-Jacobi.

Im Bereich der Diakonie werde es auch zunehmend schwieriger, Mitarbeiter zu finden, die einer der beiden großen christlichen Kirchen angehören. Künftig können Kirchenkreistage selbst entscheiden, ob sie Gastmitgliedern in Ausschüssen auch Stimmrecht verleihen wollen.

Gunnar Schulz-Achelis