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Generalkonvent

Nachricht Syke, Osnabrück, 20. September 2012

Die traditionelle Trinitätslehre, nach der Gott-Vater, Sohn und Heiliger Geist eins und doch unterschieden sind, hat Professor Dr. Reinhard Feldmeier am Mittwoch im Museumspark Kalkriese biblisch begründet. Beim jährlichen Generalkonvent des Sprengels Osnabrück, zu dem rund 150 Pastoren aus den Landkreisen Osnabrück und Diepholz und aus weiteren Gemeinden südlich von Bremen gekommen waren, hielt der Göttinger Theologieprofessor den Hauptvortrag, der mit langem Beifall quittiert wurde und dem sich eine ausführliche Diskussion anschloss. Feldmeier sprach über „Der Eine als der Einende – biblischer Monotheismus und die Religionen“, angesichts der multireligiösen Gesellschaft in Deutschland.

Der Vortrag begann mit dem griechischen Philosophen Platon, der das Göttliche definierte als Inbegriff der Vernunft und damit als unveränderlich. Der Mensch als Ebenbild eines solchen Vernunftgottes mache die übrige Welt zur vernunftlosen Materie, zum Objekt, so der Gelehrte. Konkret würden heute durch solches Denken Tiere in der Massentierhaltung eben zum reinen Produkt.

In der Bibel werde die Einheit Gottes dagegen nicht durch Vernunft, sondern durch Liebe definiert. Schon im Alten Testament werde Gott nicht an und für sich beschrieben, sondern als einer, der sich an sein Volk bindet. Im Neuen Testament werde durch den einzigartigen Beziehungsbegriff „Vater“ deutlich, dass „Gott der Bezug auf ein Gegenüber wesentlich ist“, so Feldmeier. Er ist einzigartig, weil er sich an die Menschen binden will und die Menschen an ihn. Gemäß dem Markusevangelium bestehe für Jesus das höchste Gebot darin, die Einzigkeit Gottes anzuerkennen, woraus sich dann die Nächstenliebe als zweites Gebot ergebe. Gott sei damit Liebender. Jesus werde gemäß dem Philipperbrief erniedrigt, dann aber als Gekreuzigter erhöht, sogar mit Gottes heiligen Namen tituliert und als Allherrscher inthronisiert. Gottvater bestehe somit nicht auf seiner Einzigartigkeit, sondern entäußere sich, so der Theologieprofessor. „Gott ist einzig und einzigartig nun nicht mehr als der eine Herr, sondern als Vater“. Jesus Christus wird als Mittler der Schöpfung mit einbezogen. Die vielgestaltige Gemeinde werde  eins durch das Wirken des Heiligen Geistes. Man begreife Gott, weil man von ihm ergriffen ist: Der eine Gott wird zum einem, der eint, wird zu einem Einenden.

So begründete Feldmeier die traditionelle Lehre von dreieinigen Gott biblisch und beschrieb sie als dynamisches Ereignis. „Der Eine und Einzige ist Gott als kreative Energie der schöpferischen Liebe“, so Feldmeier abschließend.

Daher verbiete sich auch die Durchsetzung von Gottes Einzigartigkeit mit Gewalt, so Feldmeier in einem Pressegespräch im Anschluss. Hier sah Landessuperintendent Dr. Burghard Krause auch eine „Schuld- und Irrtumsgeschichte unserer Kirche“. Landesbischof Ralf Meister lobte in dem Nachgespräch Feldmeiers Ausführungen, weil sei bei den „extremem Vermittlungsschwierigkeiten der Trinitätslehre“ in den Gemeinden und bei der großen Sprachlosigkeit auf christlicher Seite im interreligiösen Dialog bei diesem Thema helfen würden.

Angesprochen auf den mohammedfeindlichen Schmähvideo betonten Krause und Meister, dass man seine öffentliche Aufführung in Deutschland verbieten solle. Seine Verbreitung im Internet sei aber – schon technisch – nicht zu verhindern, so Meister.

Gunnar Schulz-Achelis