Fröhlich, frisch und farbenfroh

Nachricht Bruchhausen-Vilsen, 08. Februar 2016

Mareike Hinrichsen-Mohr wird in der Vilser Cyriakus-Kirche als Pastorin ordiniert - ein Interview

Mareike Hinrichsen-Mohr
Mareike Hinrichsen-Mohr vor der St.Cyriakus-Kirche in Vilsen. Foto: Miriam Unger

BRUCHHAUSEN-VILSEN. Fröhlich, frisch und farbenfroh – so tritt Mareike Hinrichsen-Mohr ihre erste Stelle als Pastorin an. Am kommenden Sonntag wird die 31-Jährige von Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier in ihr Amt eingeführt. Der Festgottesdienst mit Ordination beginnt um 15 Uhr in der St. Cyriakus-Kirche in Vilsen. Danach ist Mareike Hinrichsen-Mohr offiziell „Pastorin auf Probe“ im verbundenen Pfarramt Bruchhausen-Vilsen. Wir trafen sie vorher zum Interview.

Mareike Hinrichsen-Mohr, Sie sind als Kind im Pfarrhaus aufgewachsen. War Ihnen damals schon klar, dass Sie auch Pastorin werden würden?
Nein. Mein Vater war Pastor, ich wollte das eigentlich nicht. Ich habe Englisch und Theologie auf Gymnasiallehramt studiert und dabei erst festgestellt, dass mich die Theologie fachlich doch mehr reizt. Nebenbei war ich die ganze Zeit in der Kirche und in der Jugendarbeit aktiv, weil mir diese Arbeit mit Menschen immer Spaß gemacht hat. Aber ich habe erst mal meinen Bachelor zu Ende gemacht. Die Entscheidung, dass ich die Uni wechseln und doch in diese Richtung gehen werde, ist für mich tatsächlich beim Kirchentag 2007 gefallen. Danach habe ich mich in der Familie und im Freundeskreis mit diesem Berufswunsch geoutet.

Und wie war die Reaktion?
Die Leute, die mich aus der Jugendarbeit kannten, meinten alle: „Haben wir immer schon gesagt, dass das noch so kommen wird!“ Auf Studentenpartys oder bei Geburtstagen von Freunden waren aber doch viele überrascht über meine Antwort auf die Frage „Und was machst Du so?“. Theologie ist heute schon ein Gebiet, mit dem man die gewohnten Gespräche sprengen kann.

Wie ging es nach dem Studium weiter?
Ich habe das Predigerseminar in Loccum besucht und die letzten zweieinhalb Jahre mein Vikariat – also die praktische Ausbildung zur Pastorin – in Kirchtimke gemacht. Nach meiner Ordination in der Vilser Kirche bin ich dann erst mal für drei Jahre Pastorin auf Probe, das ist ähnlich wie bei verbeamteten Lehrern. Danach kann ich mich dann entweder als Pastorin in Bruchhausen-Vilsen bewerben oder auf eine andere Stelle. Natürlich legt man sich mit Anfang 30 noch nicht fürs ganze Leben fest, aber mein erster Eindruck von Bruchhausen-Vilsen ist sehr gut, und ich habe noch nichts anderes geplant als Folgeprojekt.

War Ihnen Bruchhausen-Vilsen ein Begriff, oder mussten Sie erst mal auf Google-Earth nachgucken, wo das liegt?
Die Strecke von Kirchtimke zum Predigerseminar in Loccum war nie baustellenfrei, so dass ich oft die Umleitung über die Dörfer nehmen musste, die mich über Martfeld und Hoya führte. Daher wusste ich ungefähr, wo Bruchhausen-Vilsen liegt. Ich wusste, dass hier die Mitte Niedersachsens ist, und dass hier das Mineralwasser herkommt. Aber für alles andere habe ich dann doch noch mal auf die Landkarte geguckt und mich informiert.

Kommen Sie alleine oder bringen Sie jemanden mit?
Mein Mann kommt mit. Er ist Physiker und promoviert zurzeit in Bremen an der Uni.

Oha. Theologie und Physik – da gibt’s zu Hause bestimmt ab und zu Meinungsverschiedenheiten, wenn es um Weltanschauung geht?
(lacht): Ich kenne keine Beziehung, in der es die nicht gibt! Aber unsere Berufe haben damit wenig zu tun, glaube ich. Ich kenne meinen Mann schon sehr lange – seit der Schulzeit. Wir haben uns nicht als Physiker und Pastorin kennengelernt. Ich war schon immer in der Kirche aktiv, er nicht so. Ich bin dafür naturwissenschaftlich vollkommen unbegabt. Wir unterstützen, was der andere macht, aber unsere Berufe sind nicht unser verbindendes Element. Dass wir uns für unterschiedliche Dinge interessieren, war für uns immer normal.

Welche Ideen oder Projekte bringen Sie mit, die Sie hier in der Gemeinde umsetzen wollen?
Ich habe im Vorfeld natürlich schon mal geguckt, was hier so läuft und welche Geschichte die Gemeinde hat. Ich habe viel Jugendarbeit gemacht, Kindergottesdienst und Kindergruppenarbeit. Ich war für ein Gemeindepraktikum in Amerika und hab mich viel für den Aufbau von Kirche und Kirche im Ausland interessiert. Klar nimmt man von da Erfahrungen und Ideen mit. Aber ich bin kein Typ, der sagt: „Hier bin ich jetzt, und ich habe ganz viel im Rucksack, das ich sofort alles auspacken muss.“ Ich mache vieles gerne, aber ich gucke erst mal vor Ort, wie alles ist. Und dann wird sich zeigen, was dran ist; wo ich vielleicht mal eigene Sachen miteinfließen lassen kann und was ich von anderen noch so lerne.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich gehe gerne raus, spazieren, die Gegend erkunden... Aber ich bin eher langsam unterwegs – man wird mich nicht gerade beim Joggen sehen, so viel kann ich schon mal sagen. Ansonsten spielt Musik bei uns zu Hause eine große Rolle. Wir machen das, was wir gut finden – Rock und Pop, aber auch mal Country oder etwas altes Plattdeutsches. Ich singe und spiele ein paar Instrumente. Über die Musik haben mein Mann und ich uns übrigens auch kennengelernt – wir haben als Schüler zusammen das „Nigrock“-Festival in Bad Bederkesa organisiert und zusammen in einer Band musiziert.

Werden Sie in Vilsen auch gleich eine Band gründen?
Nein, die wilden Zeiten sind vorbei. Wir machen das momentan eher so für den Privatgebrauch.

„Ich bin bunt und bodenständig“, haben Sie beim ersten Kennenlernen über sich gesagt. An dem Tag hatten Ihre Haare einen kräftigen Magenta-Ton, heute sind sie knallrot. Gab es schon Kommentare aus der Gemeinde über die farbenfreudige junge Pastorin?
Es gab in der Vergangenheit sicherlich mal Menschen, die ein bisschen verwundert waren. Ich wurde während meiner Ausbildung auch schon mal rein hypothetisch gefragt, ob ich meine Haare umfärben würde, wenn mir das ein Kirchenvorstand oder ein anderes Gremium nahelegt…

Und? Würden Sie?
Spontan würde ich sagen: Nein. Meine Haarfarbe ist weder eine Aussage, noch hat sie einen Einfluss auf die Qualität meiner Arbeit. Die Farbe wechselt auch mal, das gehört zu mir dazu. Meine Naturhaarfarbe kennt niemand, ich selbst auch nicht mehr. Aber ich habe auch nicht vor, zu ihr zurückzukehren.

Das Interview führten Inga Amend und Miriam Unger