„Wir sind kein Trauerverein – bei uns wird ganz viel gelacht.“

Nachricht Syke, 03. Februar 2017

Hospizdienste im Kirchenkreis bieten ab 4. März Ausbildungskurs "Sterbende begleiten lernen" an

KK Syke-Hoya Hospiz Patricia von Bodecker, Heide Wolter, Dr Claudia Kemper
„Hospizarbeit ist wichtig für unsere Gesellschaft, und sie gibt auch dem eigenen Leben einen größeren Sinn“, finden Patricia von Bodecker, Heide Wolter und Claudia Kemper (v.l.), die sich in Syke, Bassum und im Sulinger Land für Sterbebegleitung engagieren. Gemeinsam mit dem Kirchenkreis Syke-Hoya bieten die Hospizdienste  in der Region eine Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospizbegleitung an. Der Kurs „Sterbende begleiten lernen“ beginnt am 4. März und läuft über ein knappes Jahr. Foto: Miriam Unger

KIRCHENKREIS (miu). Die meisten Menschen möchten, dass ihr Leben dort zu Ende geht, wo es sich abgespielt hat. Da, wo sie sich auskennen, wo sie sich wohl und sicher fühlen, wo alles vertraut ist, wo alles zu ihnen gehört. Zu Hause.

Dass das möglich ist – gerade heute, in Zeiten, in denen viele Betroffene sich nicht mehr auf einen familiären, freundschaftlichen oder nachbarschaftlichen Kreis verlassen können, der sie in dieser letzten Lebensphase wirklich begleiten kann – dafür engagieren sich die Hospizgruppen im Kirchenkreis Syke-Hoya und im Sulinger Land. Sie unterstützen die Schwerstkranken, die Sterbenden und ihre Angehörigen, bleiben bei ihnen, versuchen ihnen Angst und Unruhe zu nehmen, letzte Entscheidungen zu treffen, Kraft zu geben, Ungeklärtes aufzulösen und Abschied zu nehmen.

„Wir putzen nicht, und wir pflegen nicht. Wir nehmen keinem Dienstleister die Arbeit weg. Wir begleiten.“, stellt Patricia von Bodecker vom Hospizdienst Sulingen klar. „Das bedeutet: Wir sprechen, wir schweigen, wir singen, wir lachen gemeinsam und versuchen, das Leben auch am Ende noch für die Sterbenden und ihre Angehörigen mit Sinn und Lebenswert zu füllen“, ergänzt Dr. Claudia Kemper vom Hospizdienst Bassum.
„Was die Menschen, die noch etwas erledigen wollen, sich von uns wünschen, ist ganz unterschiedlich. Manche möchten einfach nur mit dem Rollstuhl spazieren gefahren werden. Andere wollen aber auch mit uns auf dem Friedhof, um ihre Grabstätte auszusuchen“, erzählt Heide Wolter vom Hospizdienst Syke. „Ein älterer Herr wünschte sich, noch mal über Land gefahren zu werden und seine Felder zu sehen. Wir versuchen, den Bedürfnissen gerecht zu werden, die Pflege, Medizin und Angehörigen nicht leisten können.“ Weil Zeit, Personal, manchmal auch schlichtweg die Kraft fehlen. Und weil eine aufwendige zwischenmenschliche, psychologische Betreuung natürlich auch nicht immer zur Dienstbeschreibung von Pflegediensten, in Altenheimen oder Arztpraxen gehört.

Die Sterbebegleitung der Hospizdienste im Kirchenkreis ist eine ehrenamtliche Tätigkeit, die für die Menschen, die die Hilfe in Anspruch nehmen, kostenfrei ist. Die jüngste Begleiterin ist 24 Jahre alt, die älteste 82. „Wir haben in unseren Teams einen wirklich großen Fundus aus sehr unterschiedlichen Menschen“, darauf sind Heide Wolter, Claudia Kemper und Patricia von Bodecker stolz. „Jeder hat seine Biografie, seine Begabungen und Erfahrungen, die er einbringt. Das ist toll, denn so können wir vor jeder Begleitung schauen, welcher Ehrenamtliche am besten zu den jeweiligen Menschen und in die jeweilige Situation passt.“

Interesse und Einfühlungsvermögen allein reichen allerdings nicht aus – die ehrenamtlichen Begleiter in den Hospizdiensten der evangelischen Kirchenkreise werden qualifiziert ausgebildet. Der nächste Kurs beginnt am 4. März 2017. Organisiert wird er von den Hospizgruppen Bassum, Sulingen und Syke in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Syke-Hoya.

Die Ausbildung umfasst einen Grundkurs (zehn Abende mit jeweils drei Stunden), eine Praktikums-Phase und einen Vertiefungskurs (neun Abende mit jeweils drei Stunden). Die Termine werden über ein Jahr verteilt im Wechsel in Bassum, Bruchhausen, Sulingen und Syke stattfinden. Auf berufliche Tätigkeit und Privatleben der Teilnehmer wird Rücksicht genommen.

Für Teilnehmer, die den Kurs absolvieren, um ehrenamtlich in einer Hospizgruppe mitzuhelfen, ist die Ausbildung kostenfrei. Ansonsten beträgt die Kursgebühr 300 Euro. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt auf maximal 15 Personen. Vor Kursbeginn werden alle Interessierten zu einem persönlichen Informationsgespräch eingeladen.

Und eins noch: Auch wenn das Thema Sterben ein ernstes und von vielen mit großen Berührungsängsten behaftetes ist – unter den Mitgliedern der Hospizgruppen geht es lebendig zu. Oft sogar lustig. „Wir sind kein Trauerverein. Bei uns wird ganz viel gelacht“, sagt Patricia von Bodecker. Claudia Kemper nickt: „Natürlich gibt es auch traurige und schwierige Momente. Aber mindestens genauso viele schöne. Mir persönlich hat die Hospizarbeit einen viel intensiveren Blick aufs Leben vermittelt. Sie hat mein Leben verändert – es ist schöner geworden, sogar fröhlicher.“
Heide Wolter empfindet vor allem die Nähe, die am Lebensende zwischen den Kranken, Sterbenden, Angehörigen und ihrer Begleitung entsteht, als eine außergewöhnliche Erfahrung: „Ich bin immer wieder beeindruckt, was für eine persönliche Ebene, welches Vertrauen und welche Dankbarkeit man erlebt. Welche Einblicke einem die Menschen selbst geben – aber auch, wie viel man aus den Gesprächen, von den Gedanken und Erfahrungen für das eigene Leben mitnimmt. Das ist ein ganz großes Geschenk. Ich empfinde es so, dass ich mehr bekomme als ich gebe.“
Patricia von Bodecker fasst ihre Erfahrungen in einem knappen Satz zusammen: „Diese Tätigkeit gibt dem eigenen Leben einen großen Sinn.“

Miriam Unger

Kontaktdaten für Anmeldung und mehr Informationen:

Patricia von Bodecker (Hospizdienst Sulingen) Telefon: 04273-8214
oder 0175-8353894
Dr. Claudia Kemper (Hospizdienst Bassum), Telefon: 04241-9210621
oder 0175-8039199
Heide Wolter (Hospizdienst Syke), Telefon: 04242-80123

Pastorin Anja von Issendorff (Hospizbeauftragte im Kirchenkreis Syke-Hoya), Telefon: 04252-2249