'

Kein Geld für Schulbücher: Zahl der Hilfsanfragen nimmt zu

Nachricht 06. April 2019
Schülerhilfsfonds Freefoto Günter Havlena_pixelio.de
Armut ist mit Scham besetzt, vielen Kindern sieht man das Problem nicht auf den ersten Blick an. „Wenn Eltern Mühe haben, Bücher und Materialien zu finanzieren, kommen die Kinder schnell unter Druck, und Schule wird ein schwieriges Thema für sie“, weiß Diakonie-Geschäftsführerin Marlis Winkler. Der „Schülerhilfsfonds“ hat das Ziel, in solchen Fällen schnell und diskret zu helfen, um den Kindern Chancengleichheit zu ermöglichen. Foto: Günter Havlena, Pixelio  

Förderer im „Schülerhilfsfonds“ verdoppeln ihren Mitgliedsbeitrag, um Familien von Fünftklässlern weiterhin mit Lehrmittelpaketen zu unterstützen / Verein bittet um Spenden

KIRCHENKREIS (miu). Wie viele Kinder sind in Ihrer Kommune aktuell von Armut betroffen? „Wenn ich mit den Bürgermeistern aus der Region über diese Frage spreche, sind die Antworten oft ernüchternd“, sagt Dr. Jörn-Michael Schröder, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Syke-Hoya.

Vor diesem Hintergrund wurde vor zehn Jahren der „Schülerhilfsfonds – Verein für Schülerhilfen im Landkreis Diepholz e.V.“ gegründet. Der Verein fördert derzeit 15 Prozent aller Fünftklässler im Landkreis. Sein Etat setzt sich aus den Mitgliedsbeiträgen und aus eingeworbenen Spenden zusammen. Mitglieder sind neben 22 evangelischen Kirchengemeinden und 13 Kommunen aus der Region auch Privatpersonen. Ziel des „Schülerhilfsfonds“ ist es, Kinder aus einkommensschwachen Familien bei der Finanzierung des Schulbedarfs zu unterstützen, um ihnen trotz schwierigerer Startbedingungen Teilhabe, Bildungs- und Chancengleichheit zu ermöglichen.

Ein Schritt auf dem Weg dorthin ist sind etwa die Lehrmittelpakete für Fünftklässler. Sie enthalten zum Beispiel den großen Weltatlas, einen Duden, ein Englisch-Wörterbuch, einen Zirkelkasten – „und auch wenn diese Hilfe klein erscheinen mag, ist sie für die betroffenen Familien doch eine wichtige Unterstützung“, betont Schröders Amtskollege Marten Lensch, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Grafschaft Diepholz. „Gerade beim Klassenwechsel in die weiterführenden Schulen reicht die Förderung durch das Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung bei weitem nicht aus, um den Lehrmittelbedarf bedürftiger Kinder zu finanzieren.“ 2018 unterstützte der „Schülerhilfsfonds“ 318 Fünftklässler mit Lehrmittelpaketen.
Seine diesjährige Mitgliederversammlung im Kreishaus in Diepholz nutzte der Verein jetzt, um einen neuen Vorstand zu wählen, um die aktuelle Bedarfssituation zu besprechen und um finanzielle Lösungen zu finden, die angestiegen Nachfragen von betroffenen Familien noch bewältigen zu können.

Zum neuen Vorsitzenden des „Schülerhilfsfonds“ wurde Marten Lensch (Superintendent im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz) gewählt, zu seinem Stellvertreter Dr. Jörn-Michael Schröder (Superintendent im Kirchenkreis Syke-Hoya). Schatzmeister bleibt Wolfram van Lessen (Erster Kreisrat im Landkreis Diepholz), Schriftführer ist Frank Hülskämper (Kreisamtsrat im Landkreis Diepholz).

Die Zahl der Schüler*innen, die den Fonds in Anspruch nehmen, ist laut Rechenschaftsbericht kontinuierlich gestiegen – „allein im vergangenen Jahr um zehn Prozent“, erklärt Dr. Jörn-Michael Schröder.
2018 hat der Verein Lehrmittelpakete im Umfang von 13.867 Euro finanziert. Nur knapp die Hälfte dieser Summe konnte durch die Mitgliedsbeiträge gedeckt werden. „Die Rücklagen aus früheren Spenden sind leider aufgezehrt“, so Schröder.

Schülerhilfsfonds Vorstand 2019 - Wolfram van Lessen - Marten Lensch - Dr. Jörn-Michael Schröder - Frank Hülskämper
Der Vorstand des „Schülerhilfsfonds“: Schatzmeister Wolfram van Lessen (Erster Kreisrat im Landkreis Diepholz), Vorsitzender Marten Lensch (Superintendent im Kirchenkreis Grafschaft Diepholz), stellv. Vorsitzender Dr. Jörn-Michael Schröder (Superintendent im Kirchenkreis Syke-Hoya), Schriftführer Frank Hülskämper (Kreisamtsrat im Landkreis Diepholz).

Angesichts der steigenden Förderbedürftigkeit von Armut betroffener Kinder in der Region musste der Verein vor zwei Jahren bereits die Unterstützung von Erstklässlern aufgeben und sich auf die Hilfe für Schüler*innen im Übergang zur fünften Klasse konzentrieren. „Und auch hier reichen unsere bisherigen Mitgliedsbeiträge und eingeworbenen Spenden nun nicht mehr aus, um allen Anfragen gerecht zu werden und die betroffenen Kinder so wie bisher zu fördern“, sagt Dr. Jörn-Michael Schröder.

Darum beschloss die Versammlung im Diepholzer Kreishaus, die Mitgliedsbeiträge für die institutionellen Mitglieder im „Schülerhilfsfonds“ ab Januar 2019 zu verdoppeln – von 150 auf 300 Euro pro Jahr. „Eine Beitragserhöhung in diesem Umfang ist ein ungewöhnlicher Schritt“, das ist dem Vorstand bewusst, „aber wir sind uns im Verein in unserem Bestreben einig, dass gerade der Übergang zur weiterführenden Schule eine große Herausforderung für viele Familien ist; und dass es wichtig ist, ihnen diesen Schritt etwas zu erleichtern.“

Damit dieses Vorhaben angesichts der steigenden Nachfrage gelingen kann, ist der Verein allerdings auch weiterhin auf Spenden angewiesen.

Stichwort: „Schülerhilfsfonds“
Kreissparkasse Grafschaft Diepholz,
BLZ: 256 513 25
IBAN: DE91 25651325 0000026575

Miriam Unger