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Ein Abschied ins Ungewisse

Nachricht Syke, 10. Juni 2021

Pastorin Anja Bartels verlässt die Kirchenregion Weyhe

Mit einem Blumenstrauß hätte Pastorin Anja Bartels vielleicht noch gerechnet. Beim Gottesdienst zu ihrer Verabschiedung gab es davon dann gleich zwei. Und eine wertschätzende Rede vom Kollegen Gerald Meier noch dazu. Und Bücher. Wohin es nach dem Abschied geht, das steht für Anja Bartels noch nicht fest. Sicher ist nur, die Pastorin verlässt die Kirchenregion Weyhe.

„Ich habe mich hier sehr wohlgefühlt, auch die kollegiale Zusammenarbeit hier ist super“, sagt Anja Bartels. So geht sie mit einem lachenden und einen weinenden Auge. „Ich habe die Arbeit sehr genossen.“  In der Felicianuskirche hat sie  seit dem 1. Januar 2020 als Vikarin und seit Anfang dieses Jahres als Pastorin gewirkt. Sie war froh, nach dem Studium wieder „nach Hause“ zu kommen. „Ich komme aus Riede, das liegt zwar im Landkreis Verden, aber das ist von hier aus nicht weit entfernt“, sagt Anja Bartels, die ihr Abitur in Verden gemacht hat. War zu Abi-Zeiten schon klar, Theologie zu studieren? „Nein“, sagt Anja Bartels, „zu der Zeit war ich hin- und hergerissen zwischen Psychologie und Theologie. Ich bin vielseitig interessiert und blicke gern über den Tellerrand hinaus.“ 

Nach dem Abitur ging es für die junge Frau aber erst einmal nach Indien, Freiwilligendienst in einem Mädchenheim in Tamil Nadu. „Das wollte ich auf jeden Fall machen“, sagt Anja Bartels. „Ich habe dort viel gelernt, auch über mich“, erinnert sich die Pastorin an ihre Zeit in Indien. „Dort habe ich arme Dörfer gesehen, in denen noch nie ein Weißer gewesen ist - die Kinder hatten Angst vor mir, als sie mich gesehen haben.“ Mit etwas Smalltalk konnte Anja Bartels die Angst nehmen und das Eis brechen: „Die Themen sind allerdings anders als bei uns. „Hier fragt man: ,Wie geht’s?’, dort: ,Was hast Du gegessen?’ Smalltalk sagt viel über ein Land aus“, sagt Anja Bartels. Sie hatte  extra etwas Tamil gelernt. Allerdings war Indien erst ihre zweite Wahl,  ursprünglich wollte  sie für das halbe Jahr nach Afrika gehen: „Ich bin Vegetarierin, das hätte in Afrika nicht funktioniert, daher fiel meine Wahl auf Indien.“ Bereut hat Anja Bartels das nicht. 

Wieder daheim im niedersächsischen Landkreis Verden war für Anja Bartels nach den sechs Monaten in Indien die Entscheidung gefallen: Theologie. Für das Studium ging es für die junge Frau zuerst nach Bethel. Von dort ging es weiter nach Rom und schließlich nach Marburg. Dort hat sie auch ihren Lebensgefährten kennengelernt. „Mein Studium habe ich geliebt, vom ersten Tag an“, erinnert sich Anja Bartels. Ihre Professoren haben sie geprägt, sagt sie. „Mit einigen bin ich noch immer in Kontakt.“ Das Studium hat sie als Persönlichkeitsbildung erlebt. „Das ist die Basis für die Arbeit.“ 

Und die Arbeit als Pastorin hat Anja Bartels zurück in die Region geführt: Im Oktober 2018 hat sie ihr Vikariat in Heiligenfelde angetreten und im Januar diesen Jahres in der Felicianus-Kirchengemeinde in Kirchweyhe abgeschlossen. „Es war schön, wieder nach Hause zu kommen“, erinnert sich Anja Bartels. Diese Zeit in Weyhe ist nun schon wieder vorbei, aber auch wenn es noch unklar ist, wo es weitergehen wird, hofft sie doch, in der Region zu bleiben.

Text und Foto: Andy Wackert