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„Als Jugendliche hab ich gesagt: Ich werde ganz bestimmt nicht bei der Kirche arbeiten!“

Nachricht 01. März 2022

Mareike Hinrichsen-Mohr, Pastorin in Bruchhausen-Vilsen, ist neue stellvertretende Superintendentin im Kirchenkreis

KIRCHENKREIS (miu). Als Pastorentochter stand für Mareike Hinrichsen-Mohr in ihrer Jugend fest: „Ich werde alles Mögliche, aber ganz bestimmt nicht bei der Kirche arbeiten!“. Religion interessierte sie zwar schon, ihre Teenagerzeit verbrachte sie auch zu großen Teilen in der Evangelischen Jugend, nach dem Abitur studierte sie sogar Religion und Englisch auf Lehramt – „aber Pastorin werde ich niemals!“, das war mal klar. Heute ist sie 37 Jahre alt, Pastorin in Bruchhausen-Vilsen – und seit neuestem sogar stellvertretende Superintendentin im Kirchenkreis Syke-Hoya.

Die Kirchenkreiskonferenz schlug Mareike Hinrichsen-Mohr als Nachfolgerin von Katja Hedel (Pastorin in Barrien) vor, um gemeinsam mit Albert Gerling-Jacobi (Pastor und Altenheimseelsorger im Kirchenkreis) den Superintendenten Dr. Jörn-Michael Schröder zu unterstützen und zu vertreten. Der Kirchenkreisvorstand stimmte der Wahl zu. So ist die junge Pastorin also ab sofort mit einer Viertelstelle für den Kirchenkreis Syke-Hoya zuständig, der 28 Gemeinden umfasst und sich geografisch über drei Landkreise erstreckt. Der Großteil der Gemeinden liegt im Landkreis Diepholz. Das östliche Gebiet, der Altkreis Hoya, gehört zum Landkreis Nienburg. Das westliche, in dem die Kirchengemeinden Harpstedt und Colnrade liegen, bereits zum Landkreis Oldenburg.

Ihrer eigenen Gemeinde und der Region Bruchhausen-Vilsen bleibt Mareike Hinrichsen-Mohr  weiterhin mit einer Dreiviertelstelle erhalten. „Ich bin mit Leib und Seele Gemeindepastorin und dankbar, dass ich das, was ich von Herzen gern tue, weitermachen kann. Ich bleibe hier vor Ort und arbeite zusammen mit meinem Kollegen Mathias Hartewieg im Verbundenen Pfarramt Bruchhausen-Vilsen. Aber die neue Stellenkonstruktion erlaubt es mir auch, über den Tellerrand unserer Region hinweg zu gucken und noch viel mehr mitzubekommen, was anderswo im Kirchenkreis gerade dran ist. Ich finde es reizvoll, mitzuerleben, was die Kolleg*innen und Gemeinden beschäftigt und wie vielfältig sich Kirche an verschiedenen Orten gestaltet. Und ich freue mich drauf, in Zukunft mehr im gesamten Kirchenkreis unterwegs zu sein.“

Geboren in Leer/Ostfriesland, aufgewachsen im Elbe-Weser-Dreieck, studierte Mareike Hinrichsen-Mohr zunächst in Oldenburg auf Lehramt, machte ihren Bachelor in Englisch und Religion, wechselte dann in die Voll-Theologie.  Das Studium führte sie nach Hamburg und Göttingen, ihr Gemeindepraktikum nach Florida in die USA. Nach dem Vikariat in Kirchtimke (Tarmstedt) trat sie 2016 ihre erste Stelle als Pastorin an. Seit sechs Jahren arbeitet und lebt sie nun mit ihrem Mann und den beiden kleinen Kindern in Bruchhausen-Vilsen.

Als „bunt und bodenständig“ stellte sie sich damals den Kolleg*innen und der Gemeinde vor. „Und das bin ich noch immer“, lacht sie. „Aber seit meine Haare nicht mehr rot-violett sind, sondern langsam die ersten grauen Strähnen kommen, halt etwas inkognito.“

Etwas inkognito bleibt sie auch sonst gerne – die Pastorin rückt lieber andere in den Mittelpunkt als sich selbst. Großes Spektakel um die eigene Person liegt ihr nicht. Natürlich predigt sie gerne vor vollem Haus. Und sie tritt auch gerne als Sängerin der Band „Jazz geht’s los“ vor ausverkauftem Saal auf. „Aber ich bin alles andere als die geborene Rampensau“, meint sie uneitel. „Ich habe kein Problem damit, dieses Feld anderen zu überlassen.“ Und dieser Haltung möchte sie auch in ihrer Funktion als stellvertretende Superintendentin treu bleiben. Natürlich gehören zum neuen Amt auch repräsentative Aufgaben, Jahresgespräche mit Kolleg*innen und Visitationen, bei denen Gemeinden besucht und ihre Angebote und Arbeit angeschaut werden. Mareike Hinrichsen-Mohr möchte hingucken, zuhören, verstehen, beraten und den Ehren- und Hauptamtlichen auf Augenhöhe begegnen.

Einen Schwerpunkt will sie ganz besonders verfolgen: „Ein Thema, das mich in den letzten Jahren sehr interessiert hat und in das ich auf Kirchenkreisebene einsteigen werde, ist der Bereich Kirche und Ehrenamt. Die Beteiligung und Begleitung von engagierten Leuten, die Kirche gestalten, ist enorm wichtig.“

Sie sei gespannt auf das, was kommt. „Es gibt keinen Basiskurs ,Stellvertretende Superintendentin‘, nach dem man perfekt ausgebildet ist. Natürlich habe ich auch Respekt vor den Aufgaben. Aber den habe ich in meinem Job in der Gemeinde vor vielen Arbeitsbereichen auch. Bei der Kirche ist immer irgendwas im Werden und Entstehen und in Veränderung; unsere Arbeit ist ein konstanter Lernprozess. Das ist wie mit meinem eigenen Berufswunsch. Als Kind konnte ich mir vorstellen, Pastorin zu werden, aber ich wollte keine Beerdigungen machen. Als Jugendliche hat mich Kirche zwar immer noch interessiert, aber ich wollte auf keinen Fall mehr Pastorin werden. Nun bin ich Pastorin und mache alles, was dazu gehört.“ Sie lacht. „Wenn man auf dem Weg ist, Erfahrungen sammelt und den Blick fürs Ganze bekommt, ist es völlig normal, dass bestimmte Dinge einfach dazu gehören, von denen man erst mal noch nicht weiß, ob und wie man sie machen will. Und so wird es auf dieser Ebene auch sein. Ich freue mich auf jeden Fall auf die neuen Erfahrungen.“

Miriam Unger