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Endlich: Der Tafel-Neubau kann beginnen

Nachricht 30. März 2023

Kirchenkreissynode beschließt trotz gestiegener Baukosten mehr Platz und bessere Bedingungen für die Arbeit der Lebensmittelausgabe „Tafel Syke“

SYKE (tor). Dass die Tafel Syke mehr Platz und ein neues Gebäude bekommen soll, dafür stimmten bereits im August 2021 die Mitglieder der Synode im evangelischen Kirchenkreis Syke-Hoya. Mittlerweile wurde an der Ferdinand-Salfer-Straße auch ein passendes Grundstück gefunden. Verändert haben sich allerdings die Baukosten für die Maßnahme in dieser Zeit. War man im Sommer vor zwei Jahren noch von 800.000 Euro ausgegangen, liegt die Summe jetzt wegen der allgemeinen Inflationsrate und der gestiegenen Kosten in der Baubranche bei knapp 1,2 Millionen Euro. Aufgrund dieser Verteuerung mussten die Mitglieder des Kirchenkreis-Parlaments nun in einer kurzfristig einberufen Sitzung entscheiden, ob das Projekt Tafel-Neubau weiterverfolgt werden soll. 

Doch zunächst berichtet Tafelsprecher Ralf Grey den Delegierten über die aktuelle Situation der Tafel Syke. „Die Zahl unserer Kunden ist seit Februar 2022 um 67 Prozent gestiegen.“ Eine alarmierende Entwicklung. Zunächst sei es der Flüchtlingsstrom aus der Ukraine gewesen, der die Zahlen sprungartig nach oben trieb. Im Laufe der darauffolgenden Monate haben die steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten dafür gesorgt, dass die bisher unsichtbare Dunkelziffer von Bedürftigen aus der Region mehr und mehr sichtbar wurde. „Das sind die Menschen, die eigentlich auf Unterstützung angewiesen sind und sie aufgrund ihres Einkommens von der Tafel bekommen könnten, sich aber aus Scham bisher nicht getraut haben, zur Tafel zu gehen“, erklärt Grey. Inzwischen sei die Not in vielen Haushalten so groß geworden, dass es sich nicht mehr vermeiden ließe. Auch die Anzahl der Rentner, die zur Lebensmittelausgabe kommen, habe sich im letzten Jahr verdoppelt. 1.886 Menschen besitzen momentan einen Ausweis von der Tafel Syke ihren drei Ausgabestellen in Syke, Weyhe und Bruchhausen-Vilsen, der sie vergünstigten Lebensmitteleinkauf berechtigt. 555 Personen sind allein in der Ausgabestelle Syke registriert. Tendenz weiterhin steigend.

Eine Menge Menschen, Aufgaben und Arbeiten, die sich auf dem Gelände in Syke an der Straße Am Feuerwehrturm kaum mehr bewältigen lassen. „Unsere Kunden müssen selbst bei schlechtem Wetter oft mehrere Stunden anstehen, um an ihre Lebensmittel zu kommen. Ohne Schutz vor Regen und Kälte. Und auch für unsere – hauptsächlich ehrenamtlich – Mitarbeitenden ist die Situation herausfordernd und eigentlich nicht mehr tragbar. Das Gebäude ist marode, baufällig, nicht barrierefrei und inzwischen viel zu klein. Es gibt in der Ausgabestelle teilweise keine Heizung und nur eine einzige Toilette im ersten Stock, die am Ausgabetag für 130 Mitarbeitende und die Kunden benötigt wird.“

Alles sei improvisiert. Es fehlen Arbeitsflächen, Lager- und Kühlmöglichkeiten. Man habe ein Zelt für den Außenbereich anschaffen müssen, in dem die ehrenamtlichen Helfer*innen die Lebensmittel sortieren. Im Gebäude selbst sei längst nicht mehr genug Platz, um die zehn Tonnen Lebensmittel, die die Tafel-Mitarbeitenden jede Woche einsammeln, zu sortieren, zu kommissionieren, zu lagern und zu kühlen. „Wir sind am Limit angelangt“, sagt Grey. 

Im Kirchenkreis Syke-Hoya war man sich schnell einig, dass für die Lebensmittelausgabe dringend das geplante zukunftsfähigere Gebäude gebraucht wird mit mehr Platz und energetisch wie hygienisch aktuellen Standards. „Dass der Neubau nun rund 400.000 Euro teurer wird, ist für unseren Kirchenkreis natürlich ein ziemlicher Brocken“, erklärt Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder. „In den Gremien hat es auch kritische Stimmen gegeben, die nicht die Kirche, sondern den Staat in der Verpflichtung sehen, die Lebensverhältnisse der Bürger so auszustatten, dass Tafeln nicht nötig sein müssten. Aber die Realität sieht leider anders aus. Als Kirche sehen wir es als unsere Aufgabe an, zu helfen, wenn Menschen in Not sind. Das ist auch im Sinne der Mitglieder, die uns durch ihre Kirchensteuer unterstützen.“ 

Die Delegierten der Kirchenkreissynode mussten nicht überzeugt werden – sie stimmten fast einstimmig für den Neubau an der Ferdinand-Salfer-Straße. Und der kann jetzt schnell losgehen. Ende April soll die Bagger bereits mit den Erdarbeiten beginnen.