„Es gibt hier im Kirchenkreis eine große Freiheit, über Bestehendes hinauszudenken“

Nachricht 30. September 2018

Landessuperintendentin Dr. Birgit Kloestermeier visitiert mit einem Berater-Team den Kirchenkreis Syke-Hoya

KIRCHENKREIS. Einblicke in die Arbeitsfelder bekommen, besondere Projekte anschauen; Gremien, Gruppen, Kreise, Institutionen, Betriebe und Veranstaltungen besuchen, mit Haupt- und Ehrenamtlichen sprechen, die Besonderheiten des Kirchenkreises und der Region kennenlernen, sehr viele Gespräche führen – der Kalender von Dr. Birgit Klostermeier war gerammelt voll. Termine, Termine, Termine von morgens früh bis abends sehr spät. Von Ende August bis Anfang September führte die Landessuperintendentin gemeinsam mit einem zehnköpfigen Team die Visitation im Kirchenkreis Syke-Hoya durch.

Über ihre Eindrücke aus dem flächenmäßig fünftgrößten Kirchenkreis in der Landeskirche, das Zusammenwirken von Kirche und Diakonie mit Gesellschaft, Politik und Wirtschaft vor Ort sowie die öffentliche Wahrnehmung und das Bild von Kirche in der Region ging es auf der abschließenden Pressekonferenz im „Haus der Kirche“ in Syke. Die Landessuperintendentin und Mitglieder ihrer Visitationskommission zogen Bilanz und tauschten sich mit Vertretern der Redaktionen aus.

Zur Beratung und Begleitung hatte sich die Landessuperintendentin eine Gruppe von Männern und Frauen aus der Region zusammengestellt – keine kircheninternen Insider, sondern „Experten auf unterschiedlichen Gebieten, die eine freundliche Distanz zur Kirche haben“, wie Klostermeier es ausdrückt. „Mir ist es wichtig, verschiedene Charaktere und Berufsgruppen im Team zu haben, die ihre eigenen Perspektiven haben. Diese ,Experten vor Ort‘ leben und arbeiten hier und können deshalb hilfreiche Erfahrungen einbringen.“

Dazu gehörten: Dr. Andreas Bovenschulte aus Weyhe (Politiker und Bürgermeister), Adelheid Brüning aus Bruchhausen-Vilsen (Geschäftsführerin des Forsthauses Heiligenberg), Unternehmensberater Dr. Ulrich Ellinghaus aus Syke, Unternehmer Fritz Lühmann aus Hoya, Augenarzt Dr. Jürgen Lohmeyer aus Syke, Johann-Dieter Oldenburg (ehemaliger Polizeichef und Bürgermeister) aus Schwarme, Astrid Schlegel (Mitglied im Kreisausschuss des Landkreises Diepholz und im Aufsichtsrat Abfallwirtschaft – AWG) aus Weyhe, Klaus-Dieter Sprenger (Sparkassenleiter) aus Bassum, Bernhard Zahn (stellvertretender Schulleiter der Berufsbildenden Schulen Syke) aus Wildeshausen und Dr. Damaris Grimmsmann (Theologische Referentin der Landessuperintendentin) aus Bramsche-Ueffeln.

„Die Entfernungen bleiben eine Herausforderung.“

Als ersten, markanten Eindruck bezeichnete die Landessuperintendentin die Fläche des Kirchenkreises: „Die Entfernungen bleiben eine Herausforderung.“ Zugleich habe sie oft festgestellt, dass „die Kilometer mühelos überwunden werden, wenn Angebot und Motivation stimmen und wenn die Nähe zum Menschen gegeben ist.“

Klar, so Klostermeier, sei ihr schnell geworden: „Verordnen kann man nichts. Es gibt hier im Kirchenkreis eine große Freiheit, über Bestehendes hinauszudenken“.

Superintendent Dr. Michael Schröder stimmte zu, betonte allerdings auch die Synergien, die mit dem Kirchenkreis Grafschaft Diepholz durch die gemeinsame Verwaltung im Kirchenamt Sulingen sowie durch die Arbeitsfelder Diakonie und den Kindertagesstättenverband geschaffen worden seien. 

Beeindruckt von den vielfältigen Aufgaben, die die Kirche in der Gesellschaft übernimmt, vom Engagement der Ehrenamtlichen und von der ansteckenden Dynamik in der Jugendarbeit, zeigten sich die Mitglieder der Visitationskommission. Die Kirche müsse dennoch noch sichtbarer werden, forderte etwa Johann-Dieter Oldenburg, Bürgermeister der Gemeinde Schwarme. Adelheid Brüning, Geschäftsführerin Forsthaus Heiligenberg, war beeindruckt vom vielfältigen und breiten Aufgabengebiet des Kirchenkreises: „Ich habe viel gelernt und erfahren, was ich noch nicht wusste und bei den Mitarbeitenden den Sinn und die Freude an ihrer Arbeit, aber auch den tiefen Glauben gespürt“. Es seien „bemerkenswerte Wochen gewesen, in denen ich auch dem eigenen Glauben und der eigenen Spiritualität auf die Spur gekommen bin“, ergänzte Klaus-Dieter Sprenger, Leiter der Sparkassen-Geschäftsstelle Bassum. 

„Wie nimmt die Presse die Kirche vor Ort wahr?“

„Wie nehmen Sie die Kirche vor Ort wahr?“ wollte die Landessuperintendentin abschließend von den anwesenden Pressevertretern wissen. Für sie sei vor allem die Entwicklung der Kirchenmusik in diesem Kirchenkreis am auffälligsten und spannendsten, betonte eine Journalistin. „Früher hab ich mit Kirche immer ein altes Blasorchester verbunden. Ein ernstes, strenges, traditionelles Programm – ganz schwer zu ertragen. Heute nehme ich diesen Bereich ganz anders wahr. Das Angebot ist groß und vielfältig, die Kirchenmusik ist frischer, offener, fröhlicher, teilweise mit einem ganz neuen Repertoire.“ Auch sonst habe sie den Eindruck, dass die Kirche den Menschen heute einen wichtigen Raum gebe, „um etwas auszuprobieren.“

Obwohl im Gebiet schon sehr viele kirchliche und diakonische Themen aufgegriffen würden, zeigten auch die Kollegen aus den anderen Redaktionen Interesse an „noch mehr“. Gerade Geschichten aus dem sozialen Bereich. „In Zeiten, in denen ,kümmern‘ für viele lästig und uncool geworden zu sein scheint, sehe ich die Kirche noch stärker in der Verantwortung, genau diesen Bereich noch stärker zu betonen“, meinte eine Autorin.

Die jahrhundertelange Erfahrung mit der Gestaltung von Ritualen rief Landessuperintendentin Birgit Klostermeier als eine große Stärke der Kirche in Erinnerung: „Lebensübergänge werden über Rituale gestaltet. Neben Taufe, Konfirmation, Trauungen und Beerdigungen gehören heute auch feste Angebote wie Einschulungsgottesdienste dazu. Es ist eine wichtige Aufgabe für Kirchengemeinden, sensibel für das zu bleiben, was in der Gesellschaft geschieht und wie das gemeinsame Leben vor Ort gestalten werden muss. Auch die Texte der Bibel erzählen davon und regen an, ins Gespräch zu kommen“.

Wichtige Themen der Visitation waren bei mehr als 30 Terminen unter anderem „Zukunft der Kirche auf dem Land“, „Kirche und Schule“ sowie „Kirchliche Jugendarbeit“, „Kooperation und Koordination von Haupt- und Ehrenamtlichen“, „Verwaltung des Kirchenkreises“, Arbeit und Organisation des Diakonischen Werkes und des KiTa-Verbandes, Ausbildung und Einsatz von Lektoren und Prädikanten, Kooperation mit den Kommunen und Vernetzung. Es ging um Öffentlichkeitsarbeit, Perspektiven der Kirchenmusik, des Ehrenamtes und des Pfarramts von morgen.

Bericht über Eindrücke der Visitation im Kirchenkreistag

Gespräche mit dem Landrat, Kirchenkreisvorstand und dem Superintendenten gehörten ebenso zur Visitation wie Besuche von Betrieben – in diesem Fall der Asendorfer Molkerei.

Die leitenden Fragen der Visitation drehten sich vor allem um die Stärkung des Kirchenkreises und notwendige und wünschenswerte Veränderungen.
Ausführlich von ihren Eindrücken und Erfahrungen berichten werden die Landessuperintendentin und ihr Visitationsteam beim Kirchenkreistag.

Brigitte Neuhaus / Miriam Unger