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"Frauen und Flucht" nimmt Fahrt auf

Nachricht Diepholz/Syke, 09. Juli 2021

Briefe, Papiere, Dokumente. Klingt banal, kann für viele von uns trotzdem ganz schön nervig sein. Geflüchtete Menschen stehen dabei nicht selten vor scheinbar unlösbaren Herausforderungen. Ein Angebot richtet sich jetzt ganz speziell an geflüchtete Frauen - „Frauen und Flucht" heißt das Projekt, das eigentlich schon im vergangenen Jahr starten sollte. Dann kam der Lockdown. Das erste Gruppentreffen musste in letzter Minute abgesagt werden. 

Doch jetzt nimmt das Projekt, das von der Landeskirche Hannovers gefördert wird, Fahrt auf, sagt Marlis Winkler, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Diepholz-Syke-Hoya. In der nächsten Woche kommt erstmals eine Frauengruppe zusammen. Darüber freuen sich ganz besonders die beiden Flüchtlingssozialarbeiterinnen Gerlinde Bonfert und Lena Prange.  „Wir beginnen mit niederschwelligen Angeboten“, betont Gerlinde Bonfert. „In der Vorbereitungsphase haben wir überlegt, wie wir den Frauen konkrete Unterstützung anbieten können. Dabei sind wir auf das Thema ,Briefe, Papiere, Dokumente’ gekommen“, sagt die Sozialarbeiterin, die im Diakonischen Werk in Syke ansprechbar ist. Ihre Kollegin Lena Prange arbeitet auch mit geflüchteten Menschen in Diepholz.   

Ziel des Migrationsprojektes „Frauen und Flucht“ soll sein, dass Frauen unterschiedlichen Alters die Möglichkeit bekommen, ihre Selbstständigkeit zu stärken. Das Leben im ländlichen Raum, kultureller Druck und familiäre Verpflichtungen sind nur einige der besonderen Herausforderungen, denen geflüchtete Frauen gegenüber stehen. Viele Frauen sind isoliert und haben durch die mangelnde Infrastruktur in der Region kaum Kontakte. Dies erschwert eine Integration und das Einleben in der neuen Heimat enorm. Dieses Projekt legt daher seinen Schwerpunkt auf Frauen mit Fluchthintergrund. Die Teilnehmerinnen sollen in ihrer Autonomie unterstützt werden, um ihre Ressourcen weiterentwickeln und besser nutzen zu können.

Während des Lockdowns haben die Sozialarbeiterinnen versucht, das Projekt digital zu stemmen: „Im März, April haben wir versucht, etwas online anzubieten“, erinnert sich Sozialarbeiterin Melanie Prieler. Sie ist beim Diakonischen Werk in Syke für den Jugendmigrationsdienst zuständig. Doch nicht in jeder Familie hat es ein geeignetes Endgerät oder eine geeignete Internetverbindung gegeben. „Dazu kamen die sprachliche Barriere und andere Schwierigkeiten“, sagt Melanie Prieler. „Dann haben wir das wieder eingestellt.“ 

"Künftige Projektinhalte sollen bedarfsorientiert entwickelt werden“, sagt Lena Prange. „Wir möchten in den Gesprächen mit den Frauen herausfinden, welche Bedarfe sie haben.“ Die Themen sind offen. Die Frauen, die sich in dieser Woche zum ersten Mal treffen kommen aus unterschiedlichen Ländern: Nigeria, Syrien, Guinea. Sie sind zwischen Anfang 20 und Mitte 40. „Unser Ziel ist es, den geflüchteten Frauen etwas regelmäßiges anzubieten und ein Netzwerk zu schaffen, das es den Frauen ermöglicht, sich gegenseitig zu unterstützen“, sagt Gerlinde Bonfert und hofft auf regen Zuspruch: „Es können sich gern noch Frauen bei uns melden.“

Foto und Text: Andy Wackert

Flüchtlingssozialarbeiterin Lena Prange
Postdamm 4
49356 Diepholz
Mobil: 0152-56141902