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"Ein Glücksfall für unsere Kirche"

Nachricht 06. Oktober 2021

Regionalbischof beauftragt neun neue Prädikanten für den Sprengel

Sie sind Chemielaborantin, Holzgestalter, Krankenschwester oder Landwirt und zwischen 30 und 60 Jahre alt. Sie stehen mitten in einem gut gefüllten Alltag und haben dennoch an 12 Wochenenden eine theologische Ausbildung zum Prädikanten absolviert. „Die jetzt neu beauftragten Prädikantinnen und Prädikanten sind ein Glücksfall für unsere Kirche“, betont Regionalbischof Friedrich Selter. „Sie bringen mit ihrem sehr unterschiedlichen persönlichen und beruflichen Hintergrund Farben in die Verkündigung, die auf gute Weise die Predigten der beruflichen Theologen ergänzen.“

Neun „frische“ Prädikanten im Sprengel Osnabrück das heißt auch neun  neue Ehrenamtliche im Verkündigungsdienst. Sechs Frauen und drei Männer haben im September mit einem Kolloquium bei Regionalbischof Friedrich Selter ihre zweijährige Ausbildung zur Prädikantin bzw. zum Prädikanten abgeschlossen. Sie haben damit die Berechtigung, selbständig Gottesdienste zu halten und das Abendmahl auszuteilen. Denn nach dem Verständnis der evangelischen Kirche sind nicht nur Pastorinnen und Pastoren sondern alle Christen aufgerufen, Gottes Botschaft weiterzusagen. Seit der Reformation verwendet die Kirche dazu den Begriff „Priestertum aller Gläubigen“ oder „Priestertum aller Getauften“. 

Eine gute Stunde dauert das Abschlussgespräch, zu dem Regionalbischof Friedrich Selter die angehenden Ehrenamtlichen im Verkündigungsdienst in sein Büro einlädt. Dabei geht es u.a. um zwei eingereichte Predigten. Mit dabei sind immer auch Pastorin Ursula Schmidt-Lensch als Beauftragte für die Arbeit mit Lektoren und Prädikantinnen sowie Horst-Dieter Niermann, Sprecher der Prädikanten im Sprengel Osnabrück. „Eigentlich kann ich sagen, dass ich selbst bei jedem dieser Gespräche etwas dazugelernt habe. Manche Predigten waren wirklich herausragend gut!“, fasst Friedrich Selter als Leitender Geistlicher im Sprengel die Kolloquien zusammen. Am Ende erhalten sie von ihm eine Urkunde mit ihrer Beauftragung und als persönliches Geschenk einen Segensengel. Auch den jeweiligen Kirchenkreisen könne man gratulieren zu ihren künftigen Prädikanten, findet der Regionalbischof. Mit einem Gottesdienst werden sie dort durch den Superintendenten eingeführt.

Die Fotos zeigen nach dem erfolgreichen Kolloqium jeweils  Regionalbischof Friedrich Selter, Horst-Dieter Niermann (Sprecher der Prädikanten im Sprengel Osnabrück), den künftigen Prädikanten, Pastorin Ursula Schmidt-Lensch (Beauftragte für die Arbeit mit Lektoren und Prädikanten).

Und das sagen die künftigen Prädikanten des Kirchenkreises Syke-Hoya zu ihrer Motivation:

Auch wenn es altmodisch klingt: Die Verkündigung des Glaubens - Wolfgang Asendorf-Walther, KK Syke-Hoya

Gut zehn Jahre ist Wolfgang Asendorf-Walther bereits Lektor, Gottesdienste im DRK-Altenheim in Hoya hält er seit über drei Jahren regelmäßig. „Da gab es dann immer wieder die Nachfrage, auch das Abendmahl zu feiern“, erklärt er. Da das Pastor*innen und Prädikanten vorbehalten ist, hat er auf Anfrage seiner Pastorin die Ausbildung der Landeskirche zum Prädikanten gemacht. „Mit der Zeit hat sich ein sehr enges Vertrauensverhältnis aufgebaut“, sagt er. Das zeigen die rege Teilnahme an den Gottesdiensten und besonders die Gespräche danach. Dafür nimmt er sich gemeinsam mit seiner Tochter Zeit. „Auch wenn es altmodisch klingt: Meine Motivation liegt natürlich auch bei der Verkündigung des Glaubens“, betont er. Er freue sich sehr, wenn Menschen die Texte aus der Bibel mit Hilfe seiner Predigt auf ihr Leben beziehen könnten. Seine eigene Gemeinde ist seit etwa 1,5 Jahren vakant und so bietet der ausgebildete Lüftungsbauer auch dort Gottesdienste an. Er kommt auf etwa 25-30 im Jahr.

Christsein macht einen Unterschied - Hans Bockhop, KK Syke-Hoya

Hans Bockhop ist gerade 50 geworden, Großhandelskaufmann und seit 1997 auch Landwirt mit einem Hof in Graue, der mehrfach als „kulinarischer Botschafter für Niedersachsen“ ausgezeichnet wurde. Spezialität sind handgemachte Köstlichkeiten aus schwarzem Holunder, die u.a. im Hofladen angeboten werden. Gottesdienste sind fester Bestandteil seines Lebens und so war die Erfahrung als Lektor bereits Motivation, auch die Prädikantenausbildung anzuschließen. „Die Ausbildung ist sowohl zeitlich als auch inhaltlich recht anspruchsvoll. Das ist gut, denn dadurch wird man fit gemacht für die Aufgaben als Prädikant“, findet Hans Bockhop, der sich schon vorher in der Kirchengemeinde engagierte. Zehn bis 20 Gottesdienste macht er pro Jahr. Sein Glaube sei relevant für seinen Beruf als Landwirt, sagt er. „Wie man mit Menschen umgeht und mit Ressourcen, definiert sich aus dem Glauben. Und noch besser finde ich, wenn es auch für andere erlebbar wird, dass Christsein einen Unterschied macht - auch im Beruf“.

Hintergrund

Was sind Lektor*innen und Prädikant*innen ? 
Nach dem Verständnis der evangelischen Kirche sind nicht nur Pastorinnen und Pastoren, sondern alle Christinnen und Christen aufgerufen das Evangelium zu verkündigen. Seit der Reformation verwendet die Kirche dazu den Begriff „Priestertum aller Gläubigen“ oder „Priestertum aller Getauften“. Im Sprengel Osnabrück sind rd, 70 Prädikanten als Ehrenamtliche im Verkündigungsdienst ausgebildet, hinzu kommen über 150 Lektoren. Prädikanten leiten Gottesdienste selbständig, sie dürfen auch die Abendmahlsfeier durchführen.

Wie wird man Lektor*in bzw. Prädikant*in ?
Der Dienst als Lektor*in oder Prädikant*in nimmt die  Vorstellung vom „Priestertum aller Getauften“ auf, die bereits in den Briefen des Neuen Testaments formuliert ist: Alle Christen sind dazu berufen, von ihrem Glauben weiterzuerzählen. Martin Luther formulierte diesen Gedanken als Grundüberlegung für die reformatorische Kirche. Lektor*innen und Prädikant*innen bringen die Erfahrungen ihrer Lebenswelt ein und stehen für die Vielfalt der Begabungen der Gemeinde. Die lutherischen Bekenntnisschriften setzen beim expliziten Predigtdienst allerdings die ordnungsgemäße Berufung voraus. Um Ehrenamtliche bestmöglich auf diese Aufgabe vorzubereiten, dauert der Lektorenkurs fünf Wochenenden und der Prädikantenkurs zwölf Wochenenden. Nach zwei Jahren können Lektor*innen sich auf den Prädikantendienst vorbereiten. Hier stehen die Einführung in Theologie und Predigtlehre im Mittelpunkt. Begleitet werden beide Ausbildungen durch ein Mentorat vor Ort. Die Kurse werden zentral durch das Team des Lektoren- und Prädikantendienstes im Michaeliskloster Hildesheim, dem Ausbildungszentrum der Hannoverschen Landeskirche, oder nach Bedarf in Absprache auf Kirchenkreis- oder Sprengelebene organisiert.
Der Regionalbischof beauftragt die Prädikant*innen zu ihrem Dienst. Ihre offizielle Einführung in die Gemeinde übernimmt der jeweilige Superintendent des Kirchenkreises.

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