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Was geht - oder geht nichts?

Nachricht Weyhe/Harpstedt, 09. März 2021

Jugendarbeit in Zeiten von Corona

Lockdown. Seit Monaten. Erst in der Light-Version, dann verschärft. Und jetzt geht es in die Verlängerung: Lockdown mit Lockerungen. All das hat massive Auswirkungen auf das gesellschaftliche Miteinander - auch auf die Jugendarbeit in den Kirchengemeinden. Freizeiten? Fehlanzeige. Und was geht sonst so? Das ist sehr unterschiedlich.

„Die Frage, wie sich die Jugendarbeit verändert hat, ist eigentlich ganz einfach zu beantworten“, sagt Timo Rucks, Pastor der evangelischen Kirchengemeinde Harpstedt: „Sie ändert sich ständig, die Jugendlichen erfinden sich alle vier Wochen neu - spätestens alle sechs Wochen.“ Timo Rucks ist seit sechs Jahren Pastor in Harpstedt, seit Anfang dieses Jahres ist er zudem Jugendpastor im Kirchenkreis Syke-Hoya. Er sagt: „Wie die Jugendarbeit jetzt ohne Corona aussehen würde, kann ich nicht sagen. Wie sie sich entwickelt hätte, keine Ahnung.“

Timo Rucks ist Jugendpastor im Kirchenkreis.

Der Konfirmandenarbeit in Harpstedt jedenfalls findet mittlerweile per Videostream statt - so wie auch die Gottesdienste in der Christuskirche. Pastor Timo Rucks verfügt über das nötige Know-how und die Gemeinde über die entsprechende Ausstattung. „Während wir die Konfirmandenarbeit streamen, sitzen unten noch vier, fünf Jugendliche am Bildmischer.“ Regelmäßig dienstags kommen Jugendliche beim Teamer-Treff präsent vor Ort zusammen und bereiten ihre Aktionen vor, die letzte war der letzte Jugendgottesdienst, der alle drei Monate stattfindet. „Der Jugendgottesdienst ist ein festes Projekt, das seit Jahren sehr gut läuft, und die Jugendlichen denken sich ständig neue Projekte aus“, sagt Timo Rucks. Während in der zweiten Jahreshälfte 2020 die Zahl derjenigen, die mitmachen, zurückgegangen ist, stellt der Pastor In den vergangenen Wochen fest, dass wieder mehr Jugendliche kommen: „Ich merke ganz stark, dass die Jugendlichen raus wollen. Es gibt mehr, die wieder das Bedürfnis nach sozialen Kontakten haben.“ All das bewegt sich im Rahmen dessen, was zulässig ist, betont Timo Rucks.

„Bei der Jugendarbeit ist die große Crux, dass wir als evangelische Jugend zur gesetzlichen Jugendhilfe gezählt werden, und laut Corona-Verordnung dürften wir ohne Maske und ohne Abstand mit bis zu 50 Jugendlichen agieren“, erklärt Jannik Joppien, Diakon für die Regionen Brinkum/Seckenhausen und Weyhe/Leeste, und seit Dezember vergangenen Jahres zuständig für die Jugendarbeit. Er glaubt, dass es nicht richtig ist, das vollständig auszuschöpfen: „Man muss mit den Jugendlichen zusammen einen Weg finden, wie machen wir es so, dass es in Ordnung ist und wie das gut vertretbar ist.“ 

Bei ihm in Weyhe läuft die Jugendarbeit derzeit ausschließlich auf digitalen Kanälen - der Tischkicker im Gemeindehaus hat Spielpause. Stattdessen finden die Teamer-Treffen alle 14 Tage online statt, sagt Jannik Joppien. „Und das ist völlig in Ordnung, die Rückmeldungen sind positiv“, freut sich der Diakon.

Dennoch wirken sich die Einschränkungen wegen Corona auf seine Arbeit aus: „Ohne die Pandemie wäre auf Kirchenkreisebene in den Osterferien eine Juleica-Schulung über sechs Tage mit Übernachtungen angedacht sowie verschiedene Fortbildungsseminare - all das liegt auf Eis. Wir haben aber ein Konzept erarbeitet, wie man die Juleica-Schulung trotzdem machen kann. Der Corona-Plan ist, dass wir uns in den Ferien erst einmal nur an drei Tagen im Gemeindehaus vor Ort treffen, aber ohne die sonst üblichen Übernachtungen.“ Die Entscheidung, alles digital zu machen, ist übrigens eine Entscheidung der Jugendlichen aus Weyhe, sagt Jannik Joppien. „Die haben gesagt: ,Solange wir nicht normal in die Schule gehen dürfen, machen wir gar nichts außer Videokonferenzen’.“ Damit lässt sich zwar vieles machen, aber eine Jugendfreizeit online zu machen, das können sich Timo Rucks und Jannik Joppien trotz all ihrer digitalen Kompetenz nicht vorstellen: „Da geht der ganze Spirit verloren.“

Andy Wackert