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„Türen öffnen, hingehen und helfen – das ist unsere gesellschaftliche Aufgabe.“

01. Dezember 2022

Parlament des Kirchenkreises Syke-Hoya tagt in Hoya / Diakonie und Kirchengemeinden bauen Projekte und Hilfsangebote zur Energiekrise aus / Pauschalen für Vakanzen und Ehrenamtliche beschlossen

KIRCHENKREIS (miu). Eigentlich stand der Besuch des Regionalbischofs auf dem Programm. Aber Friedrich Selter hatte auf dem Weg zur Tagung der Synode einen Wildunfall. Doch auch ohne seinen Vortrag hatte das Parlament des evangelischen Kirchenkreises Syke-Hoya im Gemeindesaal in Hoya viel zu hören, zu besprechen und zu beschließen. Das Hauptthema des Abends: Die Auswirkungen der Energiekrise.

Am stärksten sind die Probleme in den sozialen Diensten des Kirchenkreises sichtbar – in den Hilfs- und Beratungsangeboten der Diakonie. „Ob es in der Schuldnerberatung oder der allgemeinen Kirchenkreissozialarbeit ist; in der Sucht-, Familien-, Jugendberufs- oder Flüchtlingshilfe: Im Moment haben wir kein Beratungsgespräch, in dem es nicht um die Not geht, die gestiegene Energiekosten verursachen“, berichtet Marlis Winkler. Die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Diepholz-Syke-Hoya hatte die Problematik schon früh kommen sehen und versucht, mit ihrem Team zusätzlich zum bisherigen Angebot schnell weitere Hilfen zu schaffen. Parallel zur Personalsuche, die durch den Fachkräftemangel in der Sozialen Arbeit derzeit enorm schwer ist, wurden pensionierte Kolleg*innen zur Unterstützung aktiviert, um zügig noch mehr Betroffenen qualifizierte Haushalts- und Schuldenberatung anbieten zu können.

Für den Ausbau der Angebote hilft derzeit besonders die durch die Energiepauschale verursachte Mehreinnahme von Kirchensteuermitteln. Landeskirche und Kirchenkreis leiteten das Geld direkt an die Diakonie weiter mit dem Auftrag, es in dieser Krisensituation gezielt für die Schwächsten einzusetzen. „Wir investieren aber nicht in Einzelfallhilfen, weil das nur ungerecht sein kann angesichts der großen Zahl von Bedürftigen hier in der Fläche“, erklärt Marlis Winkler, „sondern in Personal und Projekte, die so vielen Betroffenen wie möglich helfen können.“

Auch die Gemeinden im Kirchenkreis arbeiten mit und organisieren Angebote, die für Menschen in Not in diesem Winter hilfreich sein können. „Es sind gute Ideen zusammengekommen“, findet Marlis Winkler. Bei den meisten Projekten handele es sich um niedrigschwellige Treffpunkte in warmen Räumen, die den Gästen ein kostenfreies Angebot machen. Die Kirchengemeinde Syke-Barrien lädt beispielsweise montags ab 11 Uhr zum gemeinsamen Kochen und Essen im „Hachehuus“ ein. Für die Weihnachtsferien sind Filmvorführungen für alle Generationen geplant – pro Tag sollen ein bis zwei Filme aus den verschiedensten Genres gezeigt werden. Die Kirchregion Eystrup-Hassel-Haßbergen lädt sonntags zu Suppe und Heißgetränken ein und nachmittags zu Kaffee- und Kuchen-Gottesdiensten in warmen Gemeindehäusern.

„Wir müssen unsere Türen aufmachen, aber auch aktiv rausgehen und gucken, wo Menschen sind, die Unterstützung brauchen, und wie wir ihnen helfen können“, appelliert die Diakonie-Chefin. „Das ist unsere gesellschaftliche Aufgabe. Wir machen schon viel, aber die große Welle, was durch die Kostensteigerungen alles noch auf die Menschen zukommt, erwartet uns erst am Anfang des neuen Jahres. Also lassen Sie uns im Kirchenkreis noch mehr gute, bunte, vielfältige Lösungen finden, um Hilfsangebote zu machen!“ Neue Ideen und Anträge für eine Projektförderung nimmt das Diakonische Werk Diepholz-Syke-Hoya entgegen.

Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder gibt noch einen schnellen Überblick über aktuelle und grundsätzliche Energiesparmaßnahmen im Kirchenkreis. In allen Gemeinden werden derzeit die Kirchen nicht geheizt; in anderen kirchlichen Gebäuden, Pfarrhäusern, Gemeindebüros und Arbeitsräumen der Einrichtungen sind die Thermostate konsequent runtergeregelt. „Unser Bauausschuss war in den vergangenen Jahren außerdem sehr damit beschäftigt, alle kirchlichen Gebäude zu sanieren und energetisch auf einen guten Stand zu bringen“, erklärt Schröder. Weitere Maßnahmen sind geplant – u.a. soll geprüft werden, welche Dächer von kirchlichen Gebäuden sich für Photovoltaik-Anlagen eignen.

Anschließend führt Dr. Peter Scibbe, Vorsitzender des Finanzausschusses, durchs Zahlenwerk. Die Jahresergebnisse der Jahre 2019 bis 2021 sowie 2019 bis 202 werden von den knapp 70 anwesenden Mitgliedern der Synode verabschiedet.

Außerdem beschließt das Gremium eine Änderung der Finanzsatzung, die in Zukunft die Gemeinden stärker unterstützen soll, in denen Stellen vakant sind. Sie sollen die eingesparten Personalkosten ab dem kommenden Jahr als feste, zweckfreie Pauschalen erhalten, um nach eigenem Ermessen damit arbeiten zu können. Für eine unbesetzte (100 Prozent)-Pfarrstelle gibt es 3.000 Euro pro Monat, für vakante Planstellen von Diakon*innen und A/B-Kirchenmusiker*innen 2.200 Euro.

Auch die Einführung einer finanziellen Aufwandsentschädigung für ehrenamtliche Mitglieder in Kirchenvorständen und in der Synode entscheidet das Parlament. „Dieser Beschluss ist ein Anfang“, betont Marc-Tell Schimke, Leiter des Kirchenamts in Sulingen. „Wir haben mehr als 3.600 Ehrenamtliche im Kirchenkreis, und uns ist bewusst, dass in allen Ausschüssen, Kreisen, Gruppen und auf vielen anderen kirchlichen Feldern engagierte und wichtige Arbeit gemacht wird. Wir haben uns von daher erst mal für die Gruppe von Ehrenamtlichen entschieden, die rechtliche Verantwortung trägt und an Sitzungen teilnehmen muss, in denen auch wirtschaftliche Entscheidungen getroffen werden.“

Die Synode beauftragt den Kirchenkreisvorstand, weitere Gruppen von Ehrenamtlichen in den Blick zu nehmen und die Möglichkeit von Aufwandsentschädigungen zu prüfen.

Zum Schluss berichtet Superintendent Dr. Jörn-Michael Schröder noch sichtlich erleichtert von der Bewegung im schwierigen, lange schwelenden Thema „Neuer Standort für die ,Syker Tafel‘“. „Der Grundstückskauf hat deutlich länger gedauert als wir gehofft hatten, aber jetzt kann es endlich losgehen. Kirchenkreis-Architekt Martin Fabich ist bereits mit der Planung beschäftigt; in den nächsten Wochen werden wir die Ausschreibung machen können und im Frühjahr dann hoffentlich anfangen, an der Ferdinand-Salfer-Straße in Syke zu bauen.“ Es werde auch dringend Zeit für neue, größere Räume: „Die Zahl der Tafel-Besucher hat sich seit Anfang dieses Jahres mehr als verdoppelt. In den Ausgabestellen in Syke, Weyhe und Bruchhausen-Vilsen muss sogar schon ein zwei-Schicht-System gefahren werden, um den Ansturm bewältigen zu können. Und die Zahl der Bedürftigen wird in den nächsten Monaten noch weitersteigen.“

Miriam Unger