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Das total verspätete Weihnachtsgeschenk

Nachricht 12. Dezember 2022

Der abenteuerliche, fast ein Jahr lang dauernde Weg eines Schulbusses für Straßenkinder von Syke-Heiligenfelde nach Ghana

SYKE-HEILIGENFELDE. Die unendliche Geschichte eines Weihnachtsgeschenks, das gut 10.000 Kilometer auf dem Land- und Wasserweg unterwegs war mit allen erdenklichen Irrungen und Wirrungen – die kann in diesen Tagen Georg Buisman erzählen. Er ist Pastor im Ruhestand und Initiator des hiesigen Unterstützerkreises für die nichtstaatliche Hilfsorganisation „Shepherd’s Heart“ in Ghana.

Alles fängt damit an, dass im Dezember vergangenen Jahres die Diakonie-Tagespflege der Kirchengemeinde Syke einen Transitbus für „Shepherd’s Heart“ zur Verfügung stellt. Er soll helfen, Straßenkindern in Ghana Bildung zu ermöglichen und die Mädchen und Jungen zur Schule zu bringen.

Am Wagen müssen noch einige Wartungsarbeiten durchgeführt werden, bis er dann endlich im Januar mit dem Schiff auf die große Reise nach Westafrika gehen kann. Doch der Schiffstransport verzögert sich durch die Störung der Lieferketten. Dann stellt sich heraus, dass die Transport-Bedingungen geändert wurden. Der Bus darf nicht, wie bei früheren Hilfstransporten üblich, beladen aufs Schiff gebracht werden. Also müssen die Aktiven aus dem Kirchenkreis Syke-Hoya für die Kindergarten- und Fußballutensilien, die im Wagen mitgeschickt werden sollten, einen anderen Transportweg suchen.

Im Februar kann der Kleinbus dann endlich im Hamburger Hafen angeliefert werden. Doch ein Unwettertag verhindert  die Einfahrt ins Terminal. Der Bus kann in einer Spedition untergestellt werden. Ende des Monats liefert Detlef Goldmann, der in Hamburg wohnt, das Fahrzeug schließlich im Terminal ab und es kommt mit dem RoRo-Schiff „Grande Congo“ nach Ghana auf den Weg.

Erst einen Monat später kommt der Kleinbus dann in Tema, im Hafen von Accra, an. Wie sich herausstellt, wurde er in Antwerpen spontan noch einmal auf ein anderes Schiff umgeladen.

Aber damit ist der Bus noch immer nicht bei „Shepherd’s Heart“, wo er mit Hoffnung erwartet und dringend gebraucht wird. Die Zollauslösung aus dem Hafen dauert. Und dann muss der Wagen für den Gebrauch im ghanaischen Personentransport umgerüstet werden. Statt zwei Sitzreihen müssen vier schmalere Bänke eingebaut werden und Fenster zum Öffnen.

Als der Bus endlich am Ziel ist und zum Einsatz kommen soll, entsteht durch falsche Bedienung ein Schaden an der Einspritzpumpe. Die Zulieferung des Ersatzteils dauert wieder eine lange Weile. Und so geht Woche um Woche, Monat um Monat ins Land. Alles dauerte länger und war teurer als anfangs angenommen.

„Die vergangenen Monate waren überschattet von den Folgen von Corona, Lieferkettenproblemen und Verteuerungen durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Die afrikanischen Länder trifft es noch mal deutlich härter als uns hier in Deutschland“, weiß Georg Buisman. „Die Inflation in Ghana beträgt zwischen 30 und 40 Prozent. Das Leben ist noch viel stärker teurer geworden als bei uns in Europa. Das ist noch eine zusätzliche Belastung für die ärmeren Bevölkerungsschichten.“

Die unendliche Geschichte des Busses aus Syke hat inzwischen doch noch ein glückliches Ende gefunden. Alles ist repariert, und der Wagen konnte endlich zum Einsatz kommen. Mit fast einem Jahr Verspätung.

Auch die Spiel- und Lernmaterialien für den Kindergarten und die Fußballutensilien sind inzwischen angekommen, verteilt und jeden Tag im Einsatz im Kindergarten in Amasaman und im Fußballverein von „Shepherd’s Heart“. „Große Freude in Ghana – und hier bei uns in Deutschland“, berichtet Georg Buisman erleichtert. Eine gute Nachricht zum Ende dieses unruhigen Jahres.