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„Meinen Talar hat mir Tante Eti geschenkt, den werfe ich nicht weg“

Nachricht 10. März 2023

Bassumer Pastor Wiardus Straatmann verabschiedet sich in den Ruhestand

BASSUM (tor). „Bitte gehen Sie nicht so schnell wieder!“ Das hat er am Anfang oft gehört. Und hat es befolgt. Mehr als 35 Jahre lang war Wiardus Straatmann Pastor in Bassum. Aus gesundheitlichen Gründen ist er jetzt in den vorzeitigen Ruhestand gegangen. Am 14. Mai um 11 Uhr wird er im Gottesdienst in der Bassumer Kirche verabschiedet.

Als er 1987 als Pastor auf Probe in die Gemeinde kam, hätte er es sich niemals vorstellen können, bis zum Ruhestand zu bleiben. „Ich hatte anfangs große Zweifel an meiner Eignung als Pastor. Außerdem fand ich Bassum damals hässlich. Es gab noch zwei Bundesstraßen die quer durch den Ort führten“, erinnert sich Straatmann. „Wie schön Bassum eigentlich ist, habe ich erst später gemerkt. Durch unsere Kinder, sie haben uns hier verankert.“

Auf die Frage was er in seiner Dienstzeit am liebsten gemacht hat, hat er eine ganz klare Antwort: „Gottesdienste, den Frauenkreis und die verschiedenen Angebote mit Kindern.“ Die Idee des heute erfolgreich laufenden Mütter-Kinder-Zentrums entstand zum Beispiel damals im Wohnzimmer seines Pfarrhauses.

Natürlich hat Wiardus Straatmann in den dreieinhalb Jahrzehnten seines Dienstes viele Veränderungen erlebt. „Früher gab es richtig große Konfirmanden-Gruppen mit 35 bis 40 Jugendlichen. Wir hatten sechs Pfarrstellen in der Region. Heute sind es nur noch drei. Die letzte Diakonin ist vor zehn Jahren in den Ruhestand gegangen. Natürlich ist die Gemeinde von den Mitgliederzahlen auch geschrumpft“. Sein Apell: „Die Kirche muss sich endlich bewegen, dass wir wieder mehr theologischen Nachwuchs bekommen. Das Studium müsste drastisch verändert werden und nicht länger als fünf Jahre dauern. Für mich ist Pastor immer noch ein schöner Beruf.“

Bassum ist für den Geistlichen eine Gemeinde und ein Ort, wo man gut lange bleiben kann. „In der Kirchengemeinde gibt es ein gut funktionierendes Team von Haupt- und Ehrenamtlichen. Hier ist vieles möglich. Und es gibt so viele Schätze hier. Das wundervolle Ensemble von Stift und Stiftskirche, die Freudenburg, die zahlreichen Dörfer, die das Leben hier prägen, und das große Angebot an Vereinen.“

Wenn er an die vergangenen 35 Jahre zurückdenke, dann sei er froh, dass seine Ehefrau Bettina in der ganzen Dienstzeit an seiner Seite geblieben sei. Den Pfarrberuf und die Familie zu vereinbaren, das sei oft nicht leicht gewesen.

Aber ihm bleiben hauptsächlich positive Erlebnisse in Erinnerung, erzählt der Pastor: „Die vielen schönen Familienfeiern im Pfarrhaus und Pfarrgarten. Und so viele schöne Erlebnisse und Begegnungen. Ich bin froh, hier in Bassum geblieben zu sein.“

Ob er in seinem Ruhestand nochmal irgendwo predigen werde, kann Wiardus Straatmann momentan noch nicht sagen. „Meinen Talar habe ich von meiner Tante Eti geschenkt bekommen, den werde ich nicht wegwerfen“, lacht er.

Im Ruhestand werden Wiardus und Bettina Straatmann in Schorlingborstel wohnen. Nicht mit umziehen werden zwei antike Bücherschränke mit Kruzifix und ein dazu passender Schreibtisch des pommerschen Bildschnitzers Max Uecker. Die Möbel waren für seinen Großvater gefertigt worden, als dieser damals seinen Pastorendienst in Hoyerhagen begann, erzählt Wiardus Straatmann. Über seinen Patenonkel, Pastor Johannes Janssen aus Heiligenloh, seien sie schließlich in sein Arbeitszimmer nach Bassum gekommen. Nun bekommt das Museum am Steintor in Anklam die guten Stücke. Anklam ist die Geburtsstadt von Max Uecker.