'

„Ich bin hochmotiviert, lernbereit und kann gut zwischen verschiedenen Positionen vermitteln“

19. Dezember 2023

Ein neuer Pastor für Leeste:  Stephan Knapmeyer wird im Februar in der Marienkirche ordniert

LEESTE (miu). Pünktlich zu Weihnachten gibt’s für die Mitglieder der Kirchengemeinde Leeste ein ganz besonderes Geschenk: Trotz verschärften Fachkräftemangels von Theolog*innen im ganzen Land ist es der Gemeinde gelungen, einen neuen Pastor zu bekommen. Anfang des Jahres wird die zweite Pfarrstelle in Leeste endlich wieder besetzt sein. Besonders Pastor Holger Hiepler (Leeste), Pastorin Almut Wenck und Pastor Gerald Meier (aus Weyhe) freuen sich auf den neuen Kollegen in ihrer Region. Und die Gemeinde kann ihn spätestens am 18. Februar 2024 um 15 Uhr persönlich kennenlernen. Denn dann wird Stephan Knapmeyer in der Marienkirche in Leeste von Regionalbischof Friedrich Selter ordiniert.
Stephan Knapmeyer bringt nicht nur großen Elan, Ideen und Vorfreude auf seine erste Stelle als Pastor mit, sondern auch eine Ortskenntnis, wie Land und Leute hier ticken. Er ist nämlich gar nicht weit entfernt in Sulingen geboren und aufgewachsen.

Herzlich willkommen im Kirchenkreis Syke-Hoya, Stephan Knapmeyer! Was führt Sie her?
„Moin – besten Dank! Nach zehn Jahren in Studium und Ausbildung darf ich in Leeste jetzt endlich als Pastor arbeiten. Zunächst geht es für drei Jahre in den Probedienst. Ab 1. Februar werde ich da sein und freue mich nach etwas Eingewöhnungszeit auf die Ordination am 18. Februar um 15 Uhr in der Marienkirche in Leeste.“

Wie war Ihr erster Eindruck von der Pfarrstelle und von Leeste?
„Meine Partnerin und ich waren bei den ersten Besuchen schon ganz angetan. Die Menschen, die uns begegnet sind, waren wirklich freundlich. Für mich auch nicht ganz unwichtig: Mir gefällt die Kirche – von außen angenehm nüchtern und drinnen irgendwie heimelig. Beim Betreten des neuen Gemeindehauses kamen mir sofort Ideen, was man hier alles veranstalten könnte.
Ich habe den Eindruck, dass hier in Leeste ganz verschiedene Menschen zusammenkommen: Leute, die schon immer hier gelebt haben, und Menschen, die zugezogen sind.
In Gesprächen wurde schnell deutlich, dass vielen in Leeste etwas an der Kirche liegt. Manche wissen ziemlich genau, was sie glauben. Andere sind eher auf der Suche. Diese Mischung finde ich spannend! Da ich gerne im Team arbeite, bin ich auch gespannt auf das verbundene Pfarramt mit der Felicianus-Kirchengemeinde Kirchweyhe. Ökumenisch scheint in Weyhe auch einiges zu gehen – das finde ich klasse!
Außerdem habe ich gesehen, dass es ein breites zivilgesellschaftliches Engagement für Toleranz und gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gibt. Das ist mir sehr wichtig: Als Christ habe ich eine Verantwortung für meine Mitmenschen. Dazu gehört aus meiner Sicht ein entschiedenes Eintreten gegen rechts, Rassismus und Antisemitismus.“

Und was für einen neuen Pastor und Mitmenschen bekommt Leeste mit Ihnen? Erzählen Sie doch bitte mal ein bisschen was über sich.
„Aufgewachsen bin ich in Sulingen und Zeven. Nach dem Abi ging es ein Jahr lang für einen Freiwilligendienst nach Südafrika – eine sehr prägende Zeit. Das Theologiestudium habe ich im fränkischen Neuendettelsau begonnen, bin dann nach Heidelberg gegangen und von dort für ein ökumenisches Studienjahr nach Rom. Nach einem Praktikum in Indien habe ich das Studium in Göttingen abgeschlossenen. Die praktische Ausbildung – das Vikariat – habe ich in der evangelischen Gemeinde in Bovenden und im Predigerseminar in Loccum gemacht.
In meiner Freizeit besuche ich gerne Alternative-Rock/Punk-Konzerte, gehe auf Festivals oder reise mit meiner Partnerin. Ab und zu spiele ich mit Freunden auf dem Bolzplatz Fußball. Vor ein paar Jahren haben wir im Freundeskreis einen Werder-Fanclub gegründet. Wir gehen regelmäßig ins Weserstadion und machen ein bis zwei Auswärtsfahrten pro Saison.

Und was das Dienstliche angeht, bekommt Leeste mit mir auf jeden Fall einen hochmotivierten und lernbereiten Pastor, der gerne im Team arbeitet und gut zwischen verschiedenen Positionen vermitteln kann. Ich habe richtig Lust, Gemeinde gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu gestalten. Mein Traum ist, dass möglichst viele unsere Kirche als Zuhause erleben können. Ich glaube, dass bei Gott alle willkommen sind – Leute, die schon immer da waren und Menschen, die leider bisher ausgeschlossen wurden.
Mir ist wichtig, dass wir als Kirche Neues ausprobieren und dabei wertschätzend miteinander umgehen. Selbst wenn was schief läuft, können wir daraus lernen. In der Bibel gibt es eine Stelle, an der Jakob im Traum völlig unerwartet Gott begegnet. Als er aufwacht, sagt er: „Der Herr ist an diesem Ort anwesend, und ich wusste es nicht.“ (Gen 28,16) Für mich ist das eine Schlüsselerkenntnis: Wir brauchen nicht zu meinen, dass wir Gott nur in der Kirche begegnen könnten. Als Gemeinde müssen wir offen dafür sein, Gott auch an anderen Orten zu suchen. Wer weiß ­– vielleicht lässt er sich auch auf dem Marktplatz, in der Kneipe oder auf Instagram finden. Überall da, wo sich Menschen in seinem Namen treffen.“

Sie sind selbst im Pfarrhaus groß geworden. Haben Sie damals als Kind und Jugendlicher in Sulingen oder Zeven schon gedacht, dass Sie eines Tages auch Pastor werden würden wie Ihr Vater?
„Mein Vater ist Pastor mit Leib und Seele – das habe ich schon immer bewundert. Trotzdem konnte ich mir das für mich selbst lange nicht so richtig vorstellen. Aber in der Kinder- und Jugendarbeit habe ich erfahren, was für Räume und Möglichkeiten die Kirche bietet: Da konnte ich mich als Jugendlicher ausprobieren, mit anderen gemeinsame Aktionen auf die Beine stellen und Selbstvertrauen aufbauen. Irgendwann habe ich dann gedacht: ,Vielleicht ist das ja doch was für Dich.‘ Die Erfahrungen im Vikariat haben mich dann auf diesem Weg bestärkt.
Dieser Beruf ist extrem vielfältig und abwechslungsreich. Wir haben als Kirche eine richtig gute Botschaft, die ich gerne mit Leben füllen will – vor Ort und auch im digitalen Raum. Ich darf Menschen in nahezu allen erdenklichen Lebenssituationen begegnen – vom Lebensanfang bis zum Lebensende. Ich glaube, dass ich nützliche Eigenschaften dafür mitbekommen habe. Meine Aufgabe ist es, „mit Menschen über Gott und die Welt zu reden“. Das klingt erst mal einfach. Aber im Gespräch ergeben sich dann doch viele große Fragen und komplizierte Themen. Für mich ist es sehr erfüllend, Menschen auf ihrem eigenen Lebens- und Glaubensweg zu begleiten. In jeder Unterhaltung und bei jeder Gottesdienstvorbereitung lerne ich etwas Neues. Das ist ein großes Geschenk.
Damit ich auf dieses recht umfangreiche Arbeitsfeld gut vorbereitet bin, habe ich so lange an verschiedenen Orten studiert. Der Kontakt mit Menschen mit ganz verschiedenen Geschichten und Hintergründen hat meinen Horizont stark erweitert. Im Vikariat durfte ich dann endlich praktisch ans Werk und konnte einiges ausprobieren.“

Gab es für Sie eine berufliche Alternative für den Fall, dass es mit der Theologie nicht klappt?
„In der Schulzeit habe ich über Musik und Konzerte gebloggt: (Musik-)Journalismus oder auch Geschichte hätten mich also gereizt. Mein Schulpraktikum bei der Polizei war auch interessant. Ich glaube aber, dass ich meine Gaben als Pastor am besten einbringen kann.“

Haben Sie einen bestimmten Schwerpunkt in Ihrer Arbeit? Ein Thema, eine Zielgruppe oder etwas, für das Sie ganz besonders brennen und womit Sie hier gerne gleich beginnen möchten?
„Einen Bereich herauszugreifen finde ich gar nicht so leicht. Gerade die Vielfalt reizt mich ja an der kirchlichen Arbeit. Sehr wichtig ist für mich, als Seelsorger ansprechbar zu sein. Mit der Kinder- und Jugendarbeit bin ich großgeworden. Für (jüngere) Erwachsene mit und ohne Kinder gibt es aus meiner Sicht viel zu wenige Angebote – diesen Bereich will ich gerne gemeinsam mit Gemeindegliedern angehen. Generell freue mich auf kreative Ideen aus der Gemeinde. Das Schöne dabei: Wir müssen als Gemeinde nicht alles alleine machen – ich hoffe auf gute Kooperationspartner in der Region. Einerseits meine ich damit andere Kirchen und andererseits auch Vereine und Einrichtungen vor Ort.“

Miriam Unger