Diakonie-Serie „Erfolgsgeschichten“: Der junge Iraker Raad Haji (22) baut sich in Hoya mithilfe von Begleitern ein neues Leben auf
HOYA (mah). Mit 14 hat Raad Haji ein neues Leben angefangen. Er kam allein als Flüchtling aus dem Irak nach Deutschland. „Das war sehr schwierig“, erzählt er heute, acht Jahre später. „Aber seit ich diese vier Leute hier getroffen habe, ging es bergauf.“ Er blickt nach links und rechts. Mit ihm zusammen sitzen seine wichtigsten Wegbegleiter am Tisch bei der Firma Drescher in Bücken. Sie haben Raad geholfen, in seiner neuen Heimat anzukommen.
„Integration ist keine Einbahnstraße“, sagt Kirchenkreissozialarbeiterin Claudia Amend vom Diakonischen Werk Diepholz-Syke-Hoya, die Raad Haji seit Jahren unterstützt. „Wir haben ein gutes Sozialsystem, und die allermeisten Geflüchteten wollen auf eigenen Füßen stehen. Aber wir, die schon da sind, müssen die Menschen auch begleiten.“
Zu denen, die Raad Haji begleiten, gehört auch Andreas Lenz vom Arbeitskreis „Brot & Salz“. Er betreute den Jugendlichen Raad, als der nach mehreren anderen Stationen in Hoya landete, half ihm bei Alltäglichem. In der Grafenstadt zog der junge Flüchtling erst mal bei seinem Onkel ein und kam in die siebte Klasse. „Das erste Jahr war schwierig wegen der Sprache“, denkt er zurück. Ab der achten Klasse wurde es besser, seinen Realschulabschluss bestand er 2019 mit der Note 2,8.
Er begann eine Lehre zum Feinwerkmechaniker. In seiner Freizeit spielte und spielt Raad Haji gerne Fußball, ein Sport, zu dem ihn Andreas Lenz gebracht hat. Bei der SG Hoya lernte er auch Payman Alcheikh kennen. Payman ist Raads bester Freund, immer für ihn da, auch ein bisschen Vaterersatz. „Bruder. Auf unserer Sprache sagt man Bruder“, meint Payman Alcheikh, der aus Syrien stammt, wie Raad Haji Jeside ist und Kurdisch spricht.
Payman Alcheikh erinnert sich, dass ihm Raad Haji damals beim Fußball oft deprimiert vorkam. Er lud ihn zu sich und seiner Familie ein, seine Mutter bereitete ein kurdisches Frühstück zu. „Das war schön für ihn, aber natürlich auch schwer, weil seine Familie weit weg ist“, erinnert sich Payman Alcheikh. Sein Vater gab Raad Haji einen Nebenjob bei seiner Pizzeria in Wietzen, der für ihn Spaß und Anerkennung bedeutete.
Anders war es bei seiner Hauptarbeit. „Die Ausbildung hat mir nicht so ganz gefallen“, sagt Raad Haji. Sein Freund Payman bestärkte ihn darin, sich eine andere Stelle zu suchen. Und so fing Raad Haji eine neue Lehre an, diesmal als Elektriker. Doch die Firma, bei der er arbeitete, ging pleite. Er hatte eine Woche Zeit, sich einen neuen Betrieb zu suchen, sonst hätte er das Ausbildungsjahr wiederholen müssen.
Raad Haji sprach Markus Drescher vom gleichnamigen Unternehmen an. Dort hatte er einst ein Schulpraktikum absolviert. Außerdem brachte er als Lieferant ab und zu Pizza bei der Firma in Bücken vorbei. Drescher sagte gleich zu. Er ist der Vierte im Bunde der Wegbegleiter.