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„Ich habe diese Sehnsucht nach Tiefgang“

Nachricht 27. Juni 2025

Hilke Hopmann (27) aus Eitzendorf hat als Diakonin in der Aufbauausbildung im Kirchenkreisjugenddienst und in der Region Hoya angefangen

Hilke Hopmann

„Ich hatte immer diese Sehnsucht nach Tiefgang in meinem Leben.“ Wer Hilke Hopmann kennenlernt, spürt gleich: Das wird jetzt keine von diesen Floskel-Vorstellungen, die sich Leute gelegentlich zurechtlegen, um intellektueller zu erscheinen, als sie sich gerade fühlen. Die 27-Jährige aus Eitzendorf ist ein nachdenklicher, ernsthafter, unverstellter Mensch. Sie spricht klar, macht akzentuierende Pausen. Jeder Satz ist ganz eigen und gut überlegt. Nicht nur stilistisch, auch inhaltlich legt sie Wert darauf, die Oberfläche schnell zu verlassen – oder sie am besten gar nicht erst zu berühren.

Für sie war schon früh klar: „Ich möchte etwas machen, bei dem ich mich mit existenziellen Themen beschäftigen kann.“ Als Kind wollte sie noch Schriftstellerin werden oder Lehrerin. Wenig später ging das Interesse in Richtung Psychotherapie und Trauerbegleitung. „Eine wirkliche Alternative zur Arbeit mit Menschen und mit tiefer gehenden, persönlichen Inhalten gab es für mich nie.“

Nach der Schule und dem Bundesfreiwilligendienst in einer Kita in Wietzen machte sie eine Ausbildung zur Erzieherin. Ihr war es wichtig, Erfahrungen in verschiedenen Bereichen zu sammeln – nicht nur in der Arbeit mit Kindern, Familien und dem Kollegium, sondern auch im sonderpädagogischen Feld und in der Jugendhilfe.

Danach entschied sie sich für einen ungewöhnlichen Abstecher. „Es war immer klar, dass ich in den sozialen Bereich zurückkehren werde. Aber nach der Ausbildung wollte ich noch mal eine Weile was ganz anderes machen. Ich arbeitete drei Jahre lang im ,Tree Inn‘, einem Baumhaushotel auf dem Wolfcenter-Gelände in Dörverden. Dort habe ich Baumhäuser gereinigt, Kundentelefonate, Buchungen und Check-ins gemacht. Auf die Arbeit als Reinigungskraft bin ich besonders stolz. Ich finde, man sollte jeden Job ernst nehmen und sein Bestes geben, um ihn gut zu machen. Denn jede Arbeit ist wichtig und trägt etwas zur Gesellschaft bei.“

Ihre Freizeit steckte Hilke Hopmann schon seit frühester Jugend in die evangelische Jugendarbeit. „Nach meiner Konfirmation bin ich als Teamerin dabeigeblieben, weil ich es gut fand, wie unser damaliger Diakon Florian Elsner die Konfiarbeit gemacht hat. Ich wollte ein Teil davon sein.“

Der Glaube habe für sie anfangs keine große Rolle gespielt. „Mit 17 fuhr ich dann auf eine Sommerfreizeit ins Kloster. Da war ein Theologiestudent im Team, der mich mit seinem Glauben wortwörtlich begeistert und angesteckt hat.“

Nach vielen Jahren ehrenamtlicher Mitarbeit in der Region Hoya und in den Jugendgremien des Kirchenkreises Syke-Hoya bot sich jetzt die Möglichkeit, hauptamtlich in die Jugendarbeit einzusteigen. Und Hilke Hopmann ergriff sie: Seit Mitte des Monats ist sie Diakonin in der Aufbauausbildung. „Ich habe immer wieder mit dem Gedanken gespielt, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Als dann diese Stelle frei wurde, dachte ich: Die Chance kann ich nicht einfach verstreichen lassen.“

Mit einem Teil der Stelle wird sie für die Jugendarbeit in der Region Hoya zuständig sein, mit dem anderen Teil im Kirchenkreisjugenddienst (KKJD) arbeiten. „Ich kenne das Gebiet und die haupt- und ehrenamtlichen Kolleg*innen gut. Gerade bei uns im Hoyaer Land sind wir in den letzten Monaten sehr zusammengewachsen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem Team in der Region, mit unserem neuen Kirchenkreisjugendpastor Sascha Maskow – und mit Gianna Leja, die Diakonin und meine Kollegin im Kreisjugenddienst ist.“

Vom Team Leja-Hopmann verspricht sich das Kollegium im Kirchenkreis Syke-Hoya schon jetzt eine Menge. Denn die beiden jungen Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein. Die eine extrovertiert, mitreißend, riesengroß und blond. Die andere ruhig, reflektiert, tiefgründig, dunkelhaarig. Eine spannende Mischung.
„Das Leben zu feiern und Spaß zu haben, ist ganz wichtig für die Jugendarbeit. Dadurch entstehen Gemeinschaft und Begeisterung dafür, Teil sein oder werden zu wollen. Ich bewundere an Gianna sehr, dass sie darin so gut ist. Ich selbst bin keine Partykanone.“ Hilke Hopmann lächelt. „Ich bringe eine eher stille Begeisterung mit. Ich mag die nachdenklichen Momente. Die, in denen einem etwas über sich selbst und über das Leben bewusst wird. Ich glaube, dass das oft auch durch schmerzhafte Erfahrungen passiert.“

Das sind die Lebensphasen, deren Gestaltung für die 27-Jährige eine absolute Herzensangelegenheit ist: „Gedanken und Gefühle, die wehtun, gehören zum Leben dazu. Man kann nicht davor weglaufen. Es lohnt sich also, den Mut aufzubringen, hinzuschauen und sich heranzutrauen.“

Jugendliche in solchen Situationen nicht allein zu lassen, sondern sie aufzufangen und zu begleiten – „das ist das, wofür ich wirklich brenne“, sagt Hilke Hopmann. „Ich glaube, dass ich gerade denen helfen kann, die sich ,irgendwie übrig geblieben‘, falsch, nicht verstanden oder unbeliebt fühlen, ihren Platz unter anderen Menschen zu finden, an dem sie akzeptiert und gemocht werden.“

Miriam Unger