Eine katholische Insel im evangelisch geprägten Landstrich ist Twistringen. Nach der Gegenreformation wurde die evangelische Kirchengemeinde erst im Jahr 1891 neu gegründet. Seitdem ist sie von 300 auf 2400 Gemeindeglieder gewachsen, immerhin ein Viertel der Bevölkerung der Kleinstadt an der Bahnlinie zwischen Osnabrück und Bremen. Pastor Cort Meiger führte die Reformation in der Gemeinde im 16. Jahrhundert ein. Sein Name ist in einer 1525 installierten Glocke eingraviert. Sie läutet bis heute vom Turm der Kirche am Centralplatz, der seit dem 17. Jahrhundert wieder katholischen St.-Anna-Kirche. So erinnert viertelstündlich die Glocke einer katholischen Kirche an den Reformator!
1541 fiel Twistringen wieder an den Bischof von Münster. 1618 wurde erstmals wieder ein katholischer Geistlicher in den seit Jahrzehnten lutherisch geprägten Ort entsandt. Die Evangelischen setzten ihm aber so zu, dass er schon nach einem Monat den Ort wieder verließ. Erst nach Ende des 30-jährigen Krieges waren die Twistringer Bürger entweder ausgewandert oder wieder katholisch geworden. So war die Stadt über Jahrhunderte eine münstersche Enklave in evangelisch-hannoverschen Landen. Erst 1891 wurde wieder eine lutherische Gemeinde gegründet und 1894 die Martin-Luther-Kirche eingeweiht.
Die ehemalige evangelische Schule ist heute Gemeindehaus und steht mit auf dem Kirchen-Gelände